Bremer Botschafter-Duo wirbt für Freiheitsrechte der Reformation

Bürgermeister a.D. Jens Böhrnsen und die Medienwissenschaftlerin Maria Esfandiari.
Foto: Nicolai Wolff
Bürgermeister a.D. Jens Böhrnsen und die Medienwissenschaftlerin Maria Esfandiari.
Bremer Botschafter-Duo wirbt für Freiheitsrechte der Reformation
Die Bremische Evangelische Kirche startet mit zwei Botschaftern in das 500. Jubiläumsjahr der Reformation, das in der Hansestadt am 31. Oktober mit einem Gottesdienst eröffnet wird.

Bremens ehemaliger Bürgermeister Jens Böhrnsen (67) und die Medienwissenschaftlerin Maria Esfandiari (23) sind die Gesichter einer Kampagne, mit der die Kirche darauf verweisen will, wie die Reformation die Gesellschaft geprägt hat und warum sie bis heute wichtig ist. Dabei gehe es um Freiheitswerte, die in Gegenwart und Zukunft zentral seien, sagte Böhrnsen am Mittwoch. Esfandiari meinte, die Reformation sei auch für junge Menschen wichtig.

Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag Luthers gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

Religion nicht ins Private abschieben

An diese Umbrüche will die evangelische Kirche im kommenden Jahr erinnern und auch fragen, was sie heute bedeuten. Böhrnsen und Esfandiari sollen aber bereits in diesem Jahr am Reformationstag (31. Oktober) mit einem zentralen Gottesdienst zur Eröffnung des Jubiläumsjahres in der Bremer St.-Ansgarii-Kirche in ihr Ehrenamt eingeführt werden. In der Ansgarii-Kirche hielt 1522 Heinrich von Zütphen (1488-1524) die erste evangelische Predigt der Stadt.

"Vieles, was uns heute so selbstverständlich erscheint, hat mit der Reformation zu tun", sagte Böhrnsen. Dazu gehörten Menschenwürde, Meinungs- und Gewissensfreiheit, Würde und Gleichheit. Böhrnsen verwies insbesondere auf die Freiheit im Glauben, auf Nächstenliebe und Solidarität, den Dialog der Religionen und das Verhältnis zwischen Staat und Religionen. "Was Religionen an Orientierung geben können, kann der Staat nicht leisten." Er sei deshalb gegen einen laizistischen Staat, der Religionen ins Private abschiebe.

Esfandiari sagte, ihr komme es darauf an, junge Menschen zu erreichen und ihnen zu sagen: "Du kannst was bewegen." Der Katholikin mit persischen Wurzeln, die sich noch immer in der Evangelischen Studierendengemeinde engagiert, ist es überdies wichtig, die Ökumene zu stärken und andere Religionen "mit ins Boot" zu holen. Beide Botschafter betonten, die Reformation fordere jeden Einzelnen dazu auf, sich zu engagieren und in gesellschaftliche Diskussionen einzumischen.



Zum Jubiläumsjahr ist in Bremen ein umfangreiches Programm geplant. So soll in der Gedenkstätte Bunker Valentin ein Blechbläseroratorium zum Schicksal von Anne Frank aufgeführt werden. Ein multimediales "Geschichtenmobil" macht im März auf seiner Tour durch Europa Halt auf dem Marktplatz. Außerdem gibt es Fachtage, Ausstellungen, ein Filmprojekt, eine "Reformations-App", Kabarett, Aktionen für Kinder und einen Schiffs-Pilgerweg.

Im kommenden Jahr soll der Reformationstag ausnahmsweise in ganz Deutschland ein gesetzlicher Feiertag sein. Bremen habe das als erstes Bundesland beschlossen, erinnerte Böhrnsen, der dafür plädierte, den 31. Oktober fortan als ständigen gesetzlichen Feiertag einzuführen. Er könne Raum schaffen, um über sich und die Ziele der Gesellschaft nachzudenken.