"Das Bundesverfassungsgericht hatte der Politik eigentlich aufgegeben, für mehr Gleichheit zu sorgen", sagte der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem Evangelischen Pressedienst (epd) im niedersächsischen Loccum.
Schon die Bibel berichte darüber, dass Vermögen alle 50 Jahre neu verteilt werden solle. "Das ist natürlich eine radikale Vision", sagte der promovierte Theologe. Wenn aber Reichtümer vererbt würden und sich weiter anhäuften, wachse die Ungleichheit. "Reichtum und Eigentum sind anvertraute Gaben, die man auch für andere nutzen muss, zum Beispiel durch das Schaffen von Arbeitsplätzen", sagte Wegner.
Bei der am Mittwoch eröffneten Jahrestagung des Sozialwissenschaftlichen Institutes des EKD diskutieren Sozialwissenschaftler und Theologen im niedersächsischen Loccum noch bis Freitag über das Thema "Christlicher Glaube als Sozialvision". "Wir müssen uns fragen, wie eindeutig der Glaube sich zeigt", sagte Wegner. Das gelte zum Beispiel angesichts der immer weiter klaffenden Schere zwischen Arm und Reich, die nicht hingenommen werden dürfe.
Wegner forderte ein deutlich stärkeres Eintreten für soziale Gerechtigkeit. Das sei auch Aufgabe der christlichen Kirchen. "Nächstenliebe und Menschen, die sich zusammentun und denen helfen, die in Not sind, sind bereits Themen der Bibel", sagte er. Daraus sollten heute noch deutlicher Folgerungen auch für Wirtschaft und Politik gezogen werden.
Politiker müssten daran gemessen werden, wofür sie stehen. Flüchtlinge aufzunehmen, sei eine grundlegende christliche Tugend, sagte Wegner: "Als Christ kann man nicht prinzipiell dagegen sein." Dennoch müssten Politiker selbstverständlich diskutieren, wie die Aufnahme und Integration gelingen kann. Nach christlichem Verständnis dürfe auf keinen Fall gegen Flüchtlinge gehetzt werden. "Und wir müssen uns fragen, welche Parteien solche Stimmungen unterstützen und zu diesen auf Abstand gehen", sagte der Theologe.