Hamburg, Köln (epd). Woelki befürwortet außerdem eine "moderate" Anhebung des Spitzensteuersatzes. Der Staat müsse allen Bürgern die nötige Teilhabe ermöglichen, sagte der Kardinal dem in Hamburg erscheinenden "Manager Magazin". Auch bei der umstrittenen Erbschaftsteuer sollten weniger Ausnahmen zugelassen werden.
Woelki appellierte zugleich an die Vermögenden im Land, angesichts der Flüchtlingskrise und einer wachsenden sozialen Spaltung mehr gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. "Geld ist nicht Herr. Eigentum bedeutet vor allem eine Verpflichtung für das Allgemeinwohl", sagte der Kardinal.
Kritik an Entsolidarisierung
Woelki beklagte eine Entsolidarisierung in Deutschland. "Viele leben zunehmend selbstbezogen und schauen nur auf den eigenen Gewinn." Wo die Schere zwischen Reich und Arm auseinanderklaffe, "klaffen auch die Lebenswelten auseinander, und die soziale Mobilität geht verloren". Woelki sieht den sozialen Zusammenhalt im Land gefährdet: "Wir brauchen sozialen Ausgleich - heute vielleicht mehr als je zuvor."
Woelki ist seit zwei Jahren Erzbischof von Köln. Mit gut zwei Millionen Katholiken ist seine Diözese die größte Deutschlands. Nach eigenen Angaben verfügt das Erzbistum Köln über ein Vermögen von 3,4 Milliarden Euro, das vor allem aus Wertpapieren und Immobilien besteht.