Zwei Impulsreferate von Bischof Dr. Matthias Ring und Prof. Dr. Andreas Krebs (Universität Bonn) bildeten den Ausgangspunkt der Gespräche und Diskussionen. Bischof Ring sprach von der "Gleichheit des Ungleichen" im Vergleich von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und Ehe. Er stellte die Frage, inwieweit eine sicherlich zukünftig kommende staatliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften mit der Ehe auch kirchlicherseits eine solche Gleichstellung nach sich ziehen würde. Oder ob die Übereinstimmung zwischen Ehe und eingetragener Partnerschaft schon so weitreichend seien, dass daraus kirchenrechtliche Konsequenzen gezogen werden. Bischof Ring fragte, ob die bestehende Ehetheologie gleichgeschlechtliche Partnerschaften in ihr Konzept integrieren könne. "Oder muss es hier theologische Weiter- oder gar Neuentwicklungen geben?" - "Auf jeden Fall wünsche ich mir in dieser Frage eine theologische Offenheit und keine festgeklopften theologischen Positionen", so der Bischof abschließend.
Prof. Andreas Krebs, Direktor des Alt-Katholischen Seminars der Universität Bonn, sprach von Sakramenten als einem "Beziehungsgeschehen", das seinen Ausgangspunkt in der grundlegenden Beziehungshaftigkeit des Menschen hat. Sakramente, so Krebs, sind "Beziehungsereignisse, ein Handeln der Kirche und zugleich ein dynamisches Geschehen". Krebs grenzte die aktuelle Diskussion innerhalb der alt-katholischen Kirche klar von einer "anything-goes-Mentalität" ab. In der Frage der Sakramentalität menschlicher Beziehungen als Zeichen einer göttlichen Wirklichkeit gehe es um Beziehungen, die auf Gleichheit, Einvernehmlichkeit und Verbindlichkeit beruhten. Eine kirchliche Segnung solcher Beziehungen sei seiner Ansicht nach sakramental – ganz gleich, ob es sich um einer heterosexuelle Ehe oder eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft handele. Krebs schlug den Begriff "Sakrament des Lebensbundes" vor, der beides umfasst.
In den anschließenden Gruppendiskussionen ging es auch um die Frage, wie man gleichgeschlechtliche Partnerschaften in die bestehende gesellschaftliche Würdigung von Ehe und Familie einbeziehen könne, wie eine "Ehe-Theologie von unten" sich inhaltlich füllen lasse. Es wurde auch die eindringliche Mahnung laut, bereits Erreichtes gegenüber jenen Kräften innerhalb der Gesellschaft zu verteidigen, die schwul und lesbisch lebende Menschen nicht nur verbal diskriminierten.
Die Alt-Katholische Kirche in Deutschland ist eine selbstständige katholische Kirche innerhalb der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen. Sie entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf die Dogmen der Unfehlbarkeit des Papstes und seiner obersten rechtlichen Gewalt in der Kirche (Universaljurisdiktion) aus dem Ersten Vatikanischen Konzil (1870). Es gibt in der alt-katholischen Kirche Priesterinnen und keinen Zwangs-Zölibat. In Deutschland besteht die Alt-Katholische Kirche aus nur einem Bistum, dessen Bischof seit 2010 Matthias Ring ist.