Die 60. Ordentliche Synode des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland ist mit einem feierlichen Gottesdienst in der Mainzer Augustinerkirche zu Ende gegangen. Die deutschen Alt-Katholiken begaben sich auf die Suche nach eigenen Positionen zu gesellschaftlichen Fragen wie Frieden und Waffenhandel, die Einmischung von Kirche in die Politik sowie die Bewertung des Verhältnisses von heterosexueller Ehe und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.
Einmütig beschloss das Kirchenparlament am ersten Sitzungstag den Beitritt des Bistums zum Aktionsbündnis "Aktion Aufschrei – stoppt den Waffenhandel". Darüber hinaus wird sich die nächste Synode im Jahr 2018 einen ganzen Tag lang mit dem Thema "Frieden" auseinandersetzen und nach Antworten im "Licht des Evangeliums" suchen. Dabei gehe es prinzipiell auch darum, die Diskurslosigkeit, also das Fehlen des innerkirchlichen Gesprächs über aktuelle gesellschaftliche, soziale und politische Fragen, zu überwinden, und klare Positionen zu beziehen, so Bischof Dr. Matthias Ring. In gut alt-katholischer Tradition sollen nicht "unfehlbare Meinungsäußerungen" formuliert werden, sondern bestimmte Positionen für eine bestimmte Zeit, also keine letztgültigen Positionen der gesamten Kirche, so Ring. Die deutschen Alt-Katholiken begaben sich auf die Suche nach eigenen Positionen zu gesellschaftlichen Fragen wie Frieden und Waffenhandel, die Einmischung von Kirche in die Politik sowie die Bewertung des Verhältnisses von heterosexueller Ehe und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.
Diskussion um heterosexuelle Ehe
Zum Verhältnis von heterosexueller Ehe und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften setzte die Synode einen bereits bestehenden Diskussionsprozess fort. Kann man die in der alt-katholischen Kirche seit einigen Jahren praktizierte Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften der Ehe – auch in sakramentaler Hinsicht – gleichstellen, war nur eine der vielen Fragen, über die die Synodenabgeordneten diskutierten. In den nächsten Jahren wird dieser Prozess mit Fachtagungen und weiteren thematischen Diskussions-veranstaltungen fortgesetzt werden.
Diözesanadministrator Dietmar Giebelmann besuchte die Synode wie auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung. Bischof Pierre Whalon, Leitender Bischof der Episkopalkirche in Europa, verfolgte als Vertreter Anglikanischen Kirchen die viertägigen Verhandlungen.
Zudem stimmte die Synode der gegenseitigen Anerkennung von Firmung und Konfirmation zu. Bereits im letzten November hat die Synode der Vereinigten Evangelischen Lutherischen Kirche (VELKD) dieser gegenseitigen Anerkennung zugestimmt. Im Text der Vereinbarung heißt es: "Lutheraner und Alt-Katholiken sehen in der Firmung/Konfirmation ein persönliches Bekenntnis der Getauften, eine lebensgeschichtlich bedeutsame Segenshandlung und eine Aktualisierung des gesamten Taufgeschehens als einer lebenslang gegenwärtigen Wirklichkeit." Mit dieser Vereinbarung ist es auch möglich, dass Alt-Katholiken und Lutheraner gegenseitig das Patenamt, z. B. bei einer Taufe, übernehmen können.
Diskussionsverläufe und Abstimmungsergebnisse sind auf www.katholische-synode.de und www.aksynode.de zu lesen sein, ebenso wie auf Twitter unter dem Hashtag #aksynode16.
Die Alt-Katholische Kirche in Deutschland ist eine selbstständige katholische Kirche innerhalb der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen. Sie entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf die Dogmen der Unfehlbarkeit des Papstes und seiner obersten rechtlichen Gewalt in der Kirche (Universaljurisdiktion) aus dem Ersten Vatikanischen Konzil (1870). Es gibt in der alt-katholischen Kirche Priesterinnen und keinen Zwangs-Zölibat. In Deutschland besteht die Alt-Katholische Kirche aus nur einem Bistum, dessen Bischof seit 2010 Matthias Ring ist.