"Die ethische Bewertung hängt davon ab, ob man den Eingriff als Keimbahnintervention oder Organspende sieht", sagte der Sozialethiker dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der evangelische Theologe warnte aber vor unzureichend erforschten Risiken des Verfahrens und mahnte, sich die Frage zu stellen, ob es ein Recht auf ein eigenes Kind gebe.
In Mexiko ist laut einem Bericht der Zeitschrift "New Scientist" erstmals mithilfe einer neuen Technik ein Kind geboren worden, das die DNA dreier Menschen in sich trägt. Um eine seltene Erbkrankheit, die die Mutter in sich trug, zu vermeiden, wurde dafür der Kern ihrer Eizelle in die Hülle der Eizelle einer anderen Frau übertragen. Durch die Mitochondrien, die sich in der Zellhülle befinden, hätte der Gen-Defekt übertragen werden können. Die wesentlichen Erbinformationen befinden sich im Zellkern. In der Hülle ist nur rund ein Prozent des Erbgutes enthalten.
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Die Mitochondrien seien quasi nur das "Energiesystem" der Zelle, erklärte Dabrock. Daher stelle sich eben die Frage, ob es sich um einen Eingriff in die menschliche Keimbahn - das Erbgut - handelt oder eine besondere Art von Organspende. Dabrock gab aber zu bedenken: "Bei Forschern ist strittig, wie stark die Interaktion zwischen Zellkern und Mitochondrien ist." Dass die Mitochondrien einen Effekt auf die Entwicklung dieses Menschen haben, sehe man an den Krankheiten. "Wenn sie diesen Effekt nicht hätten, wären die Menschen nicht krank", sagte der Ethikratsvorsitzende.
Es stelle sich daher die Frage, ob die Risiken dieser Technologie hinreichend erforscht sind. "Mein Eindruck ist, man macht hier eine Therapie mit einer sehr hohen Nebenwirkungswahrscheinlichkeit", sagte Dabrock. Er glaube nicht, dass man beispielsweise eine Operationstechnik bei dieser Risikobewertung anwenden würde.
"Man sieht an diesem Fall, welche Not manche Paare haben angesichts ihres Wunsches, ein Kind mit ihrer genetischen Ausstattung zu bekommen", ergänzte Dabrock. Es führe zu der Frage, ob es ein Recht auf ein eigenes Kind gibt. "Fortpflanzung wird dadurch immer mehr zu einem technischen Projekt", betonte Dabrock: "Man muss sich die Frage stellen, wie weit man gehen will auch angesichts von Alternativen wie Adoption."