Es sei eine fortwährende gesellschaftliche Verpflichtung, für die von Gott geschenkte Menschenwürde einzustehen, erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag in einem Grußwort an die Teilnehmer der Veranstaltung.
Die Aktion plädiert für den Schutz menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zu einem natürlichen Tod und richtet sich gegen Eingriffe in das vorgeburtliche Leben sowie Praktiken der Sterbehilfe. Ausrichter ist der Bundesverband Lebensrecht. Die Kampagne steht unter dem Motto "Jeder Mensch ist gleich wertvoll". Kritiker werfen den Abtreibungsgegnern religiösen Fundamentalismus vor. Auch in diesem Jahr ist eine Gegendemonstration geplant.
"Für die Heiligkeit des Lebens der Menschen"
Marx: "Durch den alljährlichen Marsch setzen Sie ein augenfälliges Zeichen des Respekts vor der Würde eines jeden menschlichen Lebens." Insbesondere müsse dabei auch der Schutz ungeborener Kinder in den Blick genommen werden. Kardinal Marx erinnerte dazu an die jüngste Debatte um die Finanzierung eines Trisomie-Bluttests für Schwangere durch die Krankenkassen. Die kontrovers geführte Diskussion zeige, "dass viele Menschen eine - bei positivem Ergebnis - als selbstverständlich erscheinende Reaktion in Form einer Abtreibung mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können. Diese Auffassung gilt es zu stärken".
Auch der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, würdigte das Engagement von Abtreibungsgegnern. Das Eintreten für das Lebensrecht sei "eine ganzheitliche Berufung durch alle Lebensabschnitte hindurch", schreibt July in einem am Donnerstag in Stuttgart veröffentlichten Grußwort zu der Veranstaltung. July erinnerte daran, dass sich auch Menschen, die beim Thema Abtreibung eine andere Überzeugung haben, im Blick auf Kriegsopfer und Flüchtlinge "für die Heiligkeit des Lebens der Menschen" engagierten. Jeder Mensch verdanke sein Leben Gott, der ein Freund des Lebens sei.
Der Bischof rief die Abtreibungsgegner zu einem "offenen, lebensfreundlichen und geduldigen Gespräch" mit ihren Kritikern auf. Ausgrenzung und Herabsetzung in den eigenen Reihen sollten sie entgegentreten. Von den Gegendemonstranten forderte July Gewaltlosigkeit. "Gewalttätige Übergriffe - wie teilweise in den letzten Jahren - sind keine Argumente und deshalb alles andere als überzeugend", betonte er.
Zum "Marsch für das Leben", der mit einer Kundgebung vor dem Bundeskanzleramt beginnt, werden die katholischen Bischöfe Heiner Koch (Berlin) und Rudolf Voderholzer (Regensburg) erwartet. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz lehnt die Demonstration ab. Anders als der veranstaltende Bundesverband Lebensrecht stehe die Landeskirche für eine ergebnisoffene Schwangerschaftskonfliktberatung, die die Gewissensentscheidung der Frauen und Paare unterstützt, sagte eine Sprecherin.