Bedford-Strohm dankt Soldaten für "Samariterdienst" für Flüchtlinge

Foto: epd/Thomas Lohnes
Bedford-Strohm dankt Soldaten für "Samariterdienst" für Flüchtlinge

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat ein in der Seenotrettung eingesetztes deutsches Militärschiff als "Samariterboot" bezeichnet. Zugleich dankte er den Marinesoldaten für ihren Einsatz zur Rettung Tausender Flüchtlinge auf dem Mittelmeer. Das Retten von Leben könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagte Bedford-Strohm am Samstag vor der Besatzung des Bundeswehr-Schiffs "Werra" im Hafen von Cagliari auf der italienischen Insel Sardinien.

Die humanitäre Nothilfe sei "ein eindrucksvoller Samariterdienst". Das sage er auch "bewusst jenseits aller Diskussionen über militärische Gewalt", betonte der bayerische Landesbischof in seiner Predigt mit Blick auf unterschiedliche friedensethische Ansichten in der evangelischen Kirche.



Die Gefahr sei groß, dass Menschen im sicheren Deutschland gegenüber der "Tragödie im Mittelmeer einfach wegsehen", sagte der Geistliche in der Auslegung von Jesu Gleichnis vom Barmherzigen Samariter, das davon
handelt, dass einige Passanten achtlos an einem Verletzten vorbeigehen.

Darüber hinaus stellte Bedford-Strohm vier Forderungen auf: Fluchtursachen bekämpfen, Flüchtlingslager nahe der Heimat der Flüchtlinge besser ausstatten, ein europaweites Asylrecht mit einheitlichen Standards und "legale und sichere Wege nach Europa". Dazu gehöre zum Beispiel ein sicherer Familiennachzug.  

Bereits über 3000 Tote bis Anfang August

Zusammen mit dem evangelischen Militärbischof Sigurd Rink war der Ratsvorsitzende am Wochenende zu dem Kurzbesuch auf die "Werra" gekommen - mit zwei Zielen: Sie wollten den Soldatinnen und Soldaten danken, und sie wollten auf das anhaltende Sterben von Menschen im Mittelmeer aufmerksam machen. Nur weil in Deutschland derzeit weniger Flüchtlinge ankämen, "dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren, welche Tragödien sich nach wie vor auf dem Mittelmeer abspielen", sagte Bedford-Strohm. 

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben schon in diesem Jahr bis zum 7. August im Mittelmeer rund 3.200 Frauen, Männer und Kinder. Die Bundeswehr berichtet, dass allein im Rahmen der seit Juni 2015 laufenden Operation Sophia von Booten aller beteiligten Nationen zusammen bisher rund 21.300 Menschen gerettet wurden, die deutschen bargen 11.800.

Der Tender "Werra" und das Minenjagdboot "Datteln" sind Teil der von der Europäischen Union beschlossenen und vom deutschen Bundestag unterstützten Militäraktion Eunavfor Med Operation Sophia. Hauptaufgabe der Operation Sophia ist, im Mittelmeer zwischen Italien und Libyen gegen Menschenschmuggel und Schleuser vorzugehen. Bedford-Strohm hob diese "gewissermaßen polizeiliche Funktion" der Bundeswehr hervor und betonte: "Es ist ein Verbrechen, wenn man Menschen auf seeuntaugliche Boote schickt und ihren Tod in Kauf nimmt." Nach Angaben der Bundeswehr haben Hinweise von den Schiffen aller 24 beteiligten Nationen zur Festsetzung von rund 80 der Schleuserei verdächtigen Menschen geführt.

Internet wichtig für Kontakt zur Familie

Militärbischof Rink verwies zudem auf die "hervorragende Arbeit der Militärseelsorger" an Bord der Schiffe, denen es gelinge, ein vertrauensvolles Verhältnis zu vielen Soldaten aufzubauen. Für ihre Arbeit spreche auch, dass "wir uns nicht aufdrängen, sondern von Besatzungen hören, dass sie uns dabei haben wollen". Die evangelische Militärseelsorge stellt in der Bundeswehr 98 Geistliche, die katholische 80.

Bedford-Strohm kündigte an, er werde Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bitten, für einen frei zugänglichen Internetanschluss der "Werra" zu sorgen. Er habe gehört, dass die Besatzung sehr darunter leide, in der langen Abwesenheit kaum Kontakt zu ihren Familien halten zu können.

Am Freitagabend hatten Bedford-Strohm und Rink zunächst eine Flüchtlingsunterkunft der katholischen Caritas der Erzdiözese Cagliari besucht. Zwei dort untergebrachte Flüchtlinge waren bei ihrer Fahrt über das Mittelmeer von deutschen Schiffen an Bord genommen worden. Gerührt sagte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm: "Hier müssen wir innehalten und fragen: Was wäre passiert, wenn sie nicht gerettet worden wären? Wahrscheinlich wären sie tot."