Zur Eröffnungszeremonie der 31. Olympischen Sommerspiele am Zuckerhut werden etwa 30 Staats- und Regierungschefs erwartet, unter ihnen auch Bundespräsident Joachim Gauck. Bis zum 21. August werden über 11.000 um 306 Goldmedaillen wetteifern. Es sind die ersten Olympischen Spiele in Südamerika.
Bereits vor der Eröffnung werden soziale Bewegungen und Gewerkschaften am Copacabana-Strand gegen die hohen Kosten der Veranstaltung und gegen die Regierung von Übergangspräsident Michel Temer demonstrieren. Seit Beginn der Woche veranstalten Kritiker zahlreiche Protestaktionen. Auf dem Lauf mit dem olympischen Feuer kam es in einigen Städten zu Tumulten und Festnahm. Mehrfach gelang es Demonstranten, das Feuer kurzzeitig zu löschen. In einem Vorort von Rio gelang es der Polizei am Mittwoch nur mit dem Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen, wütende Demonstranten von den Fackelläufern fernzuhalten.
4.000 Familien wurden zwangsumgeseidelt
Mit einer Demonstration nahe des Maracanã-Stadions, in dem die Spiele eröffnet werden, wollen Kritiker am Freitag zudem auf Menschenrechtsverletzungen bei der Vorbereitung des Sportevents aufmerksam machen. Sie prangern die Organisatoren und die Regierung für ausufernde Polizeigewalt, die Privatisierung des öffentlichen Raums sowie die Räumung von Tausenden Familien zur Errichtung der olympischen Infrastruktur an.
Yvonne Bangert von der Gesellschaft für bedrohte Völker sagte am Donnerstag in Göttingen, mehr als ein Drittel der fast 700 indigenen Territorien in Brasilien sei akut durch Landraub und Wirtschaftsinteressen bedroht. "Viele Indigene können mit dem Olympischen Feuer wenig anfangen, denn in ihren Gebieten herrscht zerstörerische Goldgräberstimmung." Neue Gesetzes- und Verfassungsänderungen stellten den Schutz dieser Gebiete infrage und bedrohten damit die Existenzgrundlage der Ureinwohner.
Das Kinderhilfswerk "terre des hommes" forderte das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu einem besseren Schutz Minderjähriger auf. "Die Einhaltung von Kinderrechten muss vertraglich garantiert werden, ehe Organisationen wie der IOC oder der Fußball-Weltverband FIFA sportliche Großveranstaltungen vergeben", sagte der Lateinamerika-Referent des Hilfswerks, Jens Kunischewski, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Nach konservativen Schätzungen seien in Rio de Janeiro 4.000 Familien zwangsumgesiedelt worden, um Bauvorhaben für Olympia zu realisieren. Weitere 2.000 seien von einer Vertreibung bedroht.
Der Virologe Alexander Kekulé hat die Olympischen Spiele als "Experiment für Virologen" bezeichnet. Im ZDF-"Morgenmagazin" warnte der Direktor des Instituts für medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle vor Zika-Infektionen durch Geschlechtsverkehr. Die Weltgesundheitsorganisation habe die sexuelle Ausbreitung nicht berücksichtigt, als sie sich frühzeitig festgelegt habe, dass die Spiele sicher seien.