Fernseh-Vorschau: Das Paradies ist hier!

Eine Gruppe maghrebinischer Migrantenfrauen der ersten Generation verlässt zum ersten Mal seit 40 Jahren Molenbeek im Großraum Brüssel und erkundet gemeinsam Land und Natur.
Foto: ARTE/RTBF
Eine Gruppe maghrebinischer Migrantenfrauen verlässt zum ersten Mal seit 40 Jahren Molenbeek und erkundet gemeinsam Land und Natur.
Fernseh-Vorschau: Das Paradies ist hier!
Das lohnt sich im Fernsehen vom 6. bis 12. August
Mina geht zum Poetry Slam. Zum ersten mal in ihrem Leben besucht die 62jährige marokkanische Witwe eine kulturelle Veranstaltung. Und dann macht sie sich ins Leben auf, zusammen mit anderen Frauen, die nach Belgien migriert sind: Sie lernen Lesen und Schreiben und fahren sogar an die Nordsee. "Geduld, Geduld" ist ein Dokumentarfilm über neue Aufbrüche und ein eigenständiges Leben fern der Heimat. Er läuft am Freitag, 12. August, um 22.35 Uhr auf Arte.

6.8., ZDF, 18.00 Uhr: "Mein Land, Dein Land: Bikini trifft Burkini"

Für den sechsten Beitrag zur Reihe "Mein Land, Dein Land" hat ZDF-Reporter Enrico Demurray das Grugabad in Essen besucht. Chefs des größten Freibads der Stadt sind die Schwimmmeister. Sie müssen die Regeln durchsetzen und bekommen dabei natürlich immer wieder Ärger; unter anderem, wenn vollverschleierte Frauen mit all ihren Kleidern ins Becken wollen, denn das ist aus hygienischen Gründen verboten. Erlaubt ist nur der Burkini, ein Ganzkörperbadeanzug, der den ganzen Körper bedeckt. Wichtigste Aufgabe der Bademeister aber ist die Sicherheit der Schwimmgäste. Das gilt vor allem für das Wellenbadbecken, hier können ungeübte Schwimmer beim ungewohnten Seegang schnell untergehen. Die Gefahr, dass jemand ertrinkt, ist in diesem Sommer besonders hoch: Mehrere tausend Flüchtlinge leben derzeit in Essen. Viele dieser Neuankömmlinge kommen jetzt regelmäßig ins Schwimmbad. Darunter viele junge Männer aus dem Iran, Syrien und Afghanistan. Doch nicht alle von ihnen können so gut schwimmen, wie sie meinen. Die Stadt Essen hat deshalb 6.000 Schwimmflügel angeschafft. Doch welcher Erwachsene zieht sich freiwillig solche Schwimmhilfen an? Schwimmbäder waren schon immer ein Mikrokosmos der deutschen Gegenwart, denn hier treffen Besucher unterschiedlichster Herkunft aufeinander. Für Freibäder gilt das erst recht: Deutsche, Türken, Syrer, Iraner verbringen Handtuch an Handtuch den Tag. Immer wieder muss austariert werden, wie man am besten miteinander klarkommt. Ganz ohne Reibung ist das nicht möglich.

7.8., ARD, 18.00 Uhr: "Gott und die Welt: Papa macht das schon"

Sie sehen sich dem Liebeskummer der Teenie-Tochter ausgesetzt, sitzen neben anderen Müttern beim Elternabend, stehen beim Reitunterricht oft als einziger Mann am Rand. Sie kümmern sich um alles, trösten, schmeißen den Haushalt - und oft ohne weitere Hilfe, wenn das Einkommen dafür nicht reicht: Inken Ramelow und Julia Geyer stellen Väter vor, die ihre Kinder allein erziehen. Sie gehen dabei der Frage nach, worin der Unterschied besteht, ob Mama oder Papa für die Familie verantwortlich ist. Natürlich sind deutlich mehr Frauen als Männer alleinerziehend; ist es deshalb für die betroffenen Väter schwieriger als für die Mütter? Schließlich werden alleinerziehende Männer von gesellschaftlicher Seite immer noch als Exoten wahrgenommen. Mit welchen Vorurteilen haben sie zu kämpfen? Und wenn sie eine neue Partnerin suchen: Wie reagieren Frauen auf die ungewöhnliche Familiensituation? Die Reportage begleitet zwei Familien, in denen Papa das Sagen hat. Die alleinerziehenden Väter zeigen die Herausforderungen, vor die sie jeden Tag gemeinsam mit ihren Kindern gestellt werden.

9.8., NDR Fernsehen, 0.00 Uhr: "Du sollst nicht schwul sein"

"Ein Mann soll keinen Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann haben, denn das ist abscheulich." (3. Mose 20,13) Ob Bibel, Thora oder Koran: Überall finden sich Verse, die gleichgeschlechtlichen Sex ablehnen. Viele Gläubige machen diese Schriftstellen einfach zum Gebot: Um ihrem Gott, ihrer Religionsgemeinde oder einfach nur der eigenen Familie zu gefallen, sollen Homosexuelle umkehren, heterosexuell werden oder ein Leben lang Verstecken spielen. Die Dokumentation von Marco Giacopuzzi beschreibt, welchem psychischen Druck junge homosexuelle Menschen mitten in Europa ausgesetzt sind, weil sie gläubig sind: Ein homosexueller Muslim wird in einer Einwanderer-Gesellschaft, die nur echte Männer kennt, von der eigenen Familie mit dem Tod bedroht, verfolgt, zur Heirat gezwungen oder für immer verstoßen. Ein Katholik führt in katholisch-konservativen Kreisen sein Leben zwischen Selbsthass und Verdrängung. Einem schwulen orthodoxen Juden wird in der eigenen Gemeinde auf Verdacht nicht die Hand gegeben. Ein Mitglied in bibeltreuen fundamental-evangelikalen Kreisen fühlt sich wie ein Gefangener einer Welt, in der Homosexualität "geheilt" werden muss, weil man sonst in der Hölle landet. Und katholische Ärzte in Bayern versprechen verzweifelten Homosexuellen, ihren Leidensdruck mindern zu können. Das Thema Homosexualität ist in Kirche und Moschee oft tabu. So sieht ein evangelikaler Pfarrer das Ende der Welt nahen, so darf ein Bischof sich nicht für Schwule einsetzen. Doch es gibt auch Homosexuelle, die offen versuchen, das Tabu zu brechen. So gründeten sie in Paris eine "schwule" Moschee, in der alle zusammen - ob Mann oder Frau, ob heterosexuell oder homosexuell - einen Platz finden können. Gott und die Krux mit Lesben und Schwulen: ein Film über verbotene Liebe und die Strategien, die Verbote zu umgehen, angebliche Heilungsmethoden, priesterliche Keuschheitsgelübde, Lügen, Ausgrenzungen und den Versuch, sich mit Gott zu versöhnen und sich die eigene Religion nicht wegzunehmen zu lassen. Giacopuzzi zeigt, wie mitten in Europa junge Menschen an Gott verzweifeln, weil seine Diener auf Erden sie nicht so sein lassen, wie sie sind.

10.8., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "die story: Richter Gottes - Der Fall Hildesheim"

Er ist der mutmaßliche Haupttäter des deutschen Missbrauchsskandals: Peter R. soll in Deutschland über hundert Kinder missbraucht haben. Doch verhaftet wurde er nie. Die katholische Kirche hat ihn über Jahrzehnte geschützt und nicht anzeigt. Aber sie hat ihn 2013 vor Gericht gebracht, allerdings nicht vor ein staatliches, sondern vor das Strafgericht der katholischen Kirche in Berlin; das Verfahren war geheim. Nun äußert sich der Pfarrer zum ersten Mal und erzählt von seinem Kirchenprozess. 22 katholische Straf- und Ehegerichte gibt es in Deutschland. Dort führen Priester die Verhöre. Es gibt Ermittler, Gutachter, Kirchenanwälte, Vernehmungsrichter. Sie verhandeln die Prozesse unter Ausschluss der Öffentlichkeit, nur selten dringt etwas nach außen. Die Gerichte befassen sich mit den Verfehlungen des eigenen Personals, mit den Missbrauchstätern. "die story" berichtet über interne kirchliche Ermittlungen, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren sollte.

11.8., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Menschen hautnah: Mama hat Burn-out"

Anstrengender Beruf, quengelnde Kinder, stapelweise dreckige Wäsche und auch noch gut aussehen: Wer soll das unter ständigem Zeitdruck bewältigen? Immer mehr Mütter schaffen es nicht. Sie landen in der Erschöpfungsfalle. Burn-out ist längst keine Managerkrankheit mehr. Die Fachkliniken für gestresste Mütter sind überfüllt. Zwischen 2003 und 2015 ist die Zahl der Erschöpfungsdiagnosen beim Müttergenesungswerk um fast 40 Prozent angewachsen. Bei den Kliniken gibt es Wartezeiten bis zu einem Jahr. Diana Ahrabian stellt Frauen vor, die aus ihrem Alltag berichten. Dana zum Beispiel ist verheiratet, arbeitet in Teilzeit und hat drei Kinder. Nach einem körperlichen Zusammenbruch hat der Hausarzt der 46-Jährigen dringend empfohlen, eine Kur zu machen. Sie hat abgelehnt, doch ihre Familie überzeugte sie schließlich, an einer Mütterkur teilzunehmen. Die zweite Mutter ist alleinerziehend, hat eine Tochter und arbeitet als Heilpraktikerin mit eigener Praxis. Auch sie ist psychisch am Limit und weiß, dass sie auf Dauer so nicht mehr leben kann. Sie entscheidet sich für eine Mutter-Kind-Kur. Ihre Tochter wird während der Zeit von Lehrern betreut, damit auch eine Alleinerziehende mal Kraft tanken kann. Den Müttern, die eine Kur machen, stehen Psychologenteams zur Seite. Das Credo in der Kur lautet: auch mal an sich denken, und nicht immer nur für andere da sein und funktionieren. "Menschen hautnah" begleitet die beiden erschöpften Mütter im stressigen Alltag, während und nach der Kur. Der Film zeigt, wie schwierig es für alle Beteiligten ist, wenn Mütter nicht mehr so funktionieren können und wollen, wie sie es jahrelang getan haben. Manchmal zerbricht darüber sogar ihre Beziehung.

12.8., Arte, 21.45 Uhr: "Halbmondwahrheiten"

Über türkische Männer kursieren pauschale Bilder, unter anderem das des Paschas, der seine Frau schlägt und ihre Ehre bis aufs Blut verteidigt, den Gebetskranz immer bei der Hand. Dass die Realität ganz anders aussehen kann, zeigt dieser Film. Regisseurin Bettina Blümner porträtiert die Teilnehmer der deutschlandweit ersten Selbsthilfegruppe für türkischstämmige Männer. Bei dem Psychologen Kazim Erdogan treffen sich einmal in der Woche vermeintliche Patriarchen, die in einen kulturellen Widerspruch geraten sind. Sie alle haben Probleme innerhalb ihrer Familien und sind bereit, ihre Lebenssituation mit Hilfe der Männergruppe zu verändern. Erdogan hat sie zu sich geholt, in seinen Verein "Aufbruch Neukölln", der mitten in einem Berliner Problemkiez liegt. Bei ihm treffen sich jeden Montagabend türkische Männer, um in einer gemütlichen Runde bei Tee und Keksen über ungemütliche Themen zu sprechen: Gewalt in den Familien, die Doppelmoral der Ehre, der Einfluss des Islams. "Halbmondwahrheiten" hinterfragt alte Klischees und stellt Männer vor, über die alle reden und über die wir doch viel zu wenig wissen.

12.8., Arte, 22.35 Uhr: "Geduld, Geduld"

"Geduld, Geduld - Du kommst ins Paradies!": ein Spruch, den muslimische Migrantenfrauen der ersten Generation oft zu hören bekommen. Er soll sie darüber hinwegtrösten, dass sie über ihr Schicksal nicht selbst bestimmen können, und sie die Existenz fern der Heimat klaglos ertragen lassen. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte maghrebinischer Migrantinnen in Molenbeek im Großraum Brüssel. Die belgische Autorin Hadja Lahbib hat die 62 Jahre alte Mina nach Marokko begleitet, wo die Witwe zum ersten Mal in ihrem Leben eine kulturelle Veranstaltung besucht: einen Poetry-Slam mit der temperamentvollen Tata Milouda (60), die kein Blatt vor den Mund nimmt. Sie lässt sich nicht mit der Aussicht auf ein besseres Leben nach dem Tod abspeisen, sondern fordert bereits hier und jetzt ein Stück vom Paradies. Die Begegnung mit der Slammerin stellt für Mina einen Wendepunkt dar. Zurück in Belgien meldet sie sich zusammen mit ihrer gleichaltrigen Freundin Warda, die ebenfalls "noch nichts gesehen und nichts erlebt" hat, bei Dar al Amal an, dem "Haus der Hoffnung". Dort treffen sie andere Frauen in ähnlicher Lage. In Kursen lernen sie Lesen und Schreiben oder erwerben Computerkenntnisse. Gemeinsam sind sie stark und erschließen neue Möglichkeiten: Sie entdecken das Stadtzentrum von Brüssel und fahren an die Nordsee; nichts kann sie mehr bremsen.