Es werde sowohl unter den in Deutschland lebenden Türkinnen und Türken stärkere Konflikte geben, "möglicherweise aber auch gegenüber der deutschstämmigen Bevölkerung zu Auseinandersetzungen führen", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck der landeskirchlichen Medienagentur medio. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass die Europäische Union unter diesen Bedingungen die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei fortsetze.
Von den Auseinandersetzungen sei auch das Verhältnis von Christen und Muslimen in Deutschland betroffen, fügte der Bischof hinzu. Und zwar gerade dadurch, "dass bestimmte türkische Gruppierungen, mit denen wird bisher ausgesprochen gute Kontakte haben, jetzt sehr stark unter dem Erdogan-Diktat stehen". Er denke vor allem an den türkisch-islamischen Verband Ditib, sagte Hein. Außerdem sehe er Probleme für die in der Türkei lebenden Christen, die angesichts dieses "Schubs von Islamisierung" kaum Gelegenheit hätten, ihren eigenen Glauben zu leben.
Nach den Anschlägen in Würzburg und Ansbach sehe er die Gefahr, dass die Aufnahme von Flüchtlingen "politisch ausgeschlachtet" werde. Aber nicht jeder Flüchtling sei ein IS-Gewalttäter, wie auch nicht jeder Flüchtling ein guter Mensch sei, stellte der Bischof klar. "Da haben wir uns vielleicht im vergangenen Jahr etwas naiv verhalten."
Hein wandte sich entschieden gegen religiös motivierte Gewalt. "Ich erwarte, dass sich die Vertreter der islamischen Glaubensrichtungen nicht nur distanzieren, sondern dass sie sich ihrerseits direkt an all jene wenden, die sich verblendet auf den Koran oder auf islamische Traditionen berufen. Da nützt es nichts, in der Öffentlichkeit zu sagen, die Gewalt habe nichts mit dem Islam zu tun. Natürlich hat das etwas mit dem Islam zu tun." Insgesamt wünsche er sich im Islam "mehr Überzeugungskraft für Frieden und Toleranz", sagte Hein.