Angesichts der Belagerung der syrischen Stadt Aleppo hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) vor einer humanitären Katastrophe gewarnt. "Der syrischen Tragödie droht ein weiteres schreckliches Kapitel", erklärte Steinmeier am Freitag in Berlin. Hunderttausende Menschen seien in Aleppo von jeglicher Versorgung abgeschnitten. "Die humanitäre Lage ist katastrophal", warnte der Minister. Er forderte eine Feuerpause und einen Zugang für Helfer.
Steinmeier: Russland trägt besondere Verantwortung
"Wer wie das syrische Regime mit Flächenbombardements die Krise auslöst und gleichzeitig unabgesicherte Fluchtwege anbietet, treibt ein zynisches Spiel", sagte Steinmeier. Am Donnerstag hatte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu eine "umfangreiche humanitäre Hilfsoperation" für Aleppo angekündigt. Russland ist wichtigster Verbündeter des syrischen Machthabers Baschar al-Assad, dessen Truppen Aleppo eingekreist haben. Amnesty International kommentierte die Ankündigung aus Moskau mit Skepsis. Evakuierungs-Korridore allein würden nicht helfen. Waffenpausen seien notwendig, um Hilfsgüter auch in die Stadt bringen zu können.
Steinmeier sagte, das Angebot des Regimes stelle die Menschen "vor eine erbarmungslose Wahl und versperrt letztlich auch jegliche Aussicht auf eine Wiederaufnahme der Genfer Gespräche". Russland trage wegen seiner Unterstützung der syrischen Armee besondere Verantwortung. Er fordere Moskau eindringlich auf, gegenüber dem Assad-Regime eine Feuerpause in Aleppo durchzusetzen.
Auch "Ärzte ohne Grenzen" schlug am Freitag aufgrund der Lage in Aleppo Alarm. Vor einigen Tagen sei die einzige Verbindungsstraße in den von der Opposition kontrollierten Teil bei einem Luftangriff getroffen und gekappt worden. Schätzungsweise 250.000 Menschen seien nun dort gefangen. Vier Klinken, die "Ärzte ohne Grenzen" unterstützte, seien allein diese Woche beschädigt worden. Wenn die Angriffe nicht aufhörten, "wird es im Osten Aleppos bald keinerlei medizinische Versorgung mehr geben", warnte die Organisation. Nach ihren Angaben ist die Zahl der in die Kliniken gebrachten Verletzten zuletzt stark gestiegen.