Die Theologin Margot Käßmann hat die Solidarität der Münchner nach dem Amoklauf vom Freitagabend gewürdigt. Menschen hätten ihre Türen aufgemacht "für Fremde, die nicht wussten, wohin", schrieb die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der "Bild am Sonntag". "Diese Solidarität steht für mich im Vordergrund und nicht, wie leicht wir in Schrecken zu versetzen sind."
Viele Münchner hatten in den Stunden nach dem Amoklauf, als sich die Stadt wegen der Fahndung im Ausnahmezustand befand und viele Menschen nicht mehr nach Hause kamen, in den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #offenetuer ihre Wohnungen für Übernachtungen angeboten.
Gleichzeitig hat sich Käßmann kritisch über die Berichterstattung über den Amoklauf von München geäußert. "Bei der Sondersendung der ARD am Freitag war zu erleben, wie dauernd Informationen gefordert wurden", schrieb die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einem Beitrag für "Bild am Sonntag". Ein Reporter habe fast verzweifelt gesagt: "Hier passiert ja gar nichts!"
Käßmann schlug vor: "Wie wäre es mit einer Schweigeminute im Fernsehen? Dann würde nicht hektisch nach Meldungen gesucht, sondern Mitleid mit den Opfern stünde im Mittelpunkt." Es sei gut, dass die Polizei die Menschen über Facebook und Twitter auf dem Laufenden gehalten habe. "Aber es ist auch gut, nicht durch Spekulationen Hysterie zu verbreiten."
Im Münchener Olympia-Einkaufszentrum hatte am Freitagabend nach Polizeiangaben ein Einzeltäter neun Menschen und sich selbst getötet, weitere 27 Menschen wurden verletzt. Bei dem Schützen handelte es sich um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht von einem Amoklauf ohne politischen oder religiösen Hintergrund aus.