Einige Einrichtungen haben sich per Mail an das vertreibende Unternehmen mit der Bitte gewandt, die GPS-Daten ihres Erinnerungsortes aus dem Internet-Spiel zu nehmen, wie der Evangelische Pressedienst (epd) am Dienstag erfuhr. Darunter fielen etwa das NS-Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors", die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, zu der das Holocaust-Mahnmal und die Gedenkstätte für die ermordeten Sinti und Roma gehören, sowie die Brandenburger KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen.
Die Sprecher der Einrichtungen waren sich einig, dass die historischen Erinnerungsorte und die virtuelle Jagd auf Internet-Monster nicht zusammen passten. Bei "Pokémon Go" folgt der Spieler einer Landkarte, die seiner tatsächlichen Umgebung entspricht, virtuellen Monstern und versucht sie zu fangen. Die Internet-Jagd steht in Deutschland erst seit ein paar Tagen zum Download bereit.
Der Sprecher der Gedenkstätte Sachsenhausen, Horst Seferens, sagte, die GPS-Daten des ehemaligen Konzentrationslagers seien mittlerweile aus dem Internet-Spiel entfernt worden. Ein EDV-Kollege habe dies im Spiel selbst überprüft. Die Sprecherin der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Jenifer Stolz, und der Sprecher der "Topographie des Terrors", Kay-Uwe von Damaros, gaben hingegen an, sie hätten vom Unternehmen des Internet-Spiels bislang keine Rückmeldung erhalten, ob die GPS-Punkte gelöscht worden seien.
Während im NS-Dokumentationszentrum und auch im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen bislang keine "Pokémon-Jäger" auftauchten, mussten am Berliner Holocaust-Mahnmal und dem Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma mehrere Spieler weggeschickt werden. Die Smartphone-User seien vom Sicherheitsdienst aufgefordert worden, ihre Jagd an einem anderen Ort fortzusetzen, sagte Sprecherin Stolz. Die meisten Monsterjäger hätten jedoch "verständnisvoll reagiert".