Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat am Montag in Berlin Details zu ihrem Vorschlag einer Familienarbeitszeit vorgestellt. Demnach sollen alle Elternpaare, bei denen beide ihre Wochenarbeitszeit auf 28 bis 36 Stunden reduzieren, 300 Euro pro Monat an Unterstützung bekommen. Vor allem niedrige und mittlere Einkommensgruppen würden von dem fixen Betrag profitieren, sagte Schwesig. Nach ihrem Modell würde jeder Elternteil, der seine Arbeit reduziert, 150 Euro bekommen. Das soll auch für getrennt Erziehende gelten. Alleinerziehende sollen den vollen Betrag von 300 Euro bekommen.
Schutz vor Altersarmut
Schwesig begründete ihr Modell mit dem Wunsch vieler junger Elternpaare nach Zeit für die Familie und ihrem gleichzeitigen Willen, berufstätig bleiben zu wollen. Schwesig sagte, Bedingung für das Modell sei, dass die Arbeit jedes Einzelnen existenzsichernd bleibe. Der Job soll daher nur auf 80 bis 90 Prozent des Vollzeitumfangs begrenzt werden. Dies solle vor allem Frauen, die oftmals ihre Berufstätigkeit viel weiter begrenzten, dazu bewegen, im Job zu bleiben und vor Altersarmut schützen.
Das Familiengeld sollen Eltern Schwesigs Vorschlag zufolge für insgesamt 24 Monate bis zum achten Lebensjahr des Kindes beziehen können. Der Familienministerin zufolge schließt es an das Elterngeld Plus an, das Mütter und Väter seit 1. Juli 2015 beziehen können, auch wenn sie schon wieder in den Job einsteigen.
Ob Schwesigs Vorschlag noch in dieser Wahlperiode ins Gesetzgebungsverfahren kommt, ist offen. Die Ministerin sagte, sie sehe es als ihre Aufgabe an, auch Vorschläge zu machen, die über die Legislaturperiode hinaustragen würden. Wenn möglich, werde sie die Familienarbeitszeit noch umsetzen. Ansonsten sei es ihr Ziel für die nächste Bundesregierung.
Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft Familie (eaf) sieht in einer Familienarbeitszeit eine Chance für Mütter und Väter. Untersuchungen zeigten, dass Mütter mehr Stunden erwerbstätig sein wollten, Väter weniger. Schwesigs Vorschlag nehme die Wünsche der Eltern ernst. "Vereinbarkeit ist kein Frauenthema, sondern eines für Väter und Mütter und auch für die Arbeitgeber", sagte Christel Riemann-Hanewinckel, die Präsidentin der eaf. Wünschenswert sei allerdings ein breiterer Korridor als 32 bis 36 Stunden und eine ähnliche Maßnahme für Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen. Die eaf ist der familienpolitische Dachverband in der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD).