Schwere Gefechte haben am Montag die Hauptstadt des Südsudans erschüttert. Augenzeugen berichteten von Explosionen sowie von Gewehr- und Geschützfeuer. Am Himmel flogen Kampfhubschrauber, Panzer rollten durch die Straßen. Tausende Bewohner flohen in Kirchen und in die Nähe der UN-Basis, von wo ebenfalls Schüsse zu hören waren. Kämpfe wurden auch aus der Stadt Torit südöstlich von Juba gemeldet. Eine dringliche Aufforderung des UN-Sicherheitsrats an Präsident Salva Kiir und seinen Widersacher, Vizepräsident Riek Machar, die Gewalt zwischen ihren Anhängern zu beenden, blieb folgenlos.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, er sei angesichts der Kämpfe entsetzt und schockiert. Er forderte beide Seiten auf, die Sicherheit in Juba mit allen Mitteln wiederherzustellen. Der UN-Sicherheitsrat hatte zuvor nach einer mehrstündigen Sondersitzung die Gefechte sowie Angriffe auf UN-Einrichtungen scharf verurteilt. Keine der beiden Seiten habe ernsthaft versucht, das im August nach fast zwei Jahren Bürgerkrieg geschlossene Friedensabkommen umzusetzen.
Kirchenführer verurteilten Gewalt
Seit Beginn der Kämpfe zwischen Armee und ehemaligen Rebellen in der Nacht zum Freitag sind nach offiziellen Angaben mehr als 270 Menschen getötet worden. Unter ihnen sind nach Meldungen chinesischer Medien auch zwei chinesische UN-Blauhelmsoldaten. Der Flughafen der Stadt wurde am Montag geschlossen, nachdem in der Nähe gekämpft wurde. Regierungstruppen beschössen unter anderem Häuser mutmaßlicher Rebellen mit Granaten, berichtete die Zeitung "Sudan Tribune".
Südsudanesische Kirchenführer verurteilten die Gewalt in einer gemeinsamen Erklärung und forderten ein sofortiges Ende der Kämpfe. Sie appellierten an Präsident Kiir und seinen Vizepräsidenten Machar, ihre Anhänger zum Niederlegen der Waffen zu bewegen. Dies gelte nicht nur für Juba, sondern für das ganze Land.
Die Kämpfe in Juba hatten nach einem Zwischenfall am Donnerstagabend begonnen und sich am Wochenende ausgeweitet. Beide Seiten machten sich gegenseitig für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. Während Machars Seite Kiir vorwirft, die im Friedensabkommen vereinbarte Teilung der Macht nicht vollziehen zu wollen, spricht Kiirs Seite von einem neuerlichen Putschversuch Machars. Der Südsudan ist eines der ärmsten Länder der Welt, verfügt aber über reiche Ölvorkommen. Das zentralafrikanische Land ist erst seit fünf Jahren unabhängig.