Damit wollten sie verhindern, dass es zu einer Situation wie in Syrien komme. "Wichtig ist es aber, dass es der Weltgemeinschaft gelingt, den Krieg in Syrien zu beenden," sagte er. Die christlichen Kirchen setzten durch diakonische und Bildungsarbeit wichtige Akzente. Sie zeichneten sich durch eine große Offenheit für andere Religionen aus, sagte der Landesbischof. Die Flüchtlingsarbeit vor Ort versuche, das Verbindende im Blick zu behalten: "Sie leisten Hilfe, ohne Ansehen der Religion", sagte er. Anders als in Deutschland nähmen dort "die Armen die Armen auf." Deshalb müssten internationale Hilfsprogramme nicht nur Flüchtlingen, sondern auch der aufnehmenden Gesellschaft helfen.
Besonders vorbildhaft seien etwa die Schneller-Schulen, die syrische Schüler aus den Flüchtlingscamps integrierten. Meist blieben die Flüchtlinge in den Camps unter sich. Die Glaubwürdigkeit der Kirche hänge wesentlich davon ab, dass sie Hilfe leiste, aber "wenig Eigeninteressen" vertrete. Im Libanon leben rund 4,4 Millionen Menschen. Das Land hat rund zwei Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. Die meisten wollten nach Einschätzung des evangelischen Theologen nach Kriegsende wieder in ihr Heimatland zurückkehren.
Die Christen im Libanon zeichne ein "großes Gottvertrauern und Gelassenheit aus". Dabei seien sie aber keineswegs naiv, sondern sehr realistisch, dass die Lage im Land "sehr fragil" sei. "Der Glaube gehört dort selbstverständlich zum Leben dazu," sagte Cornelius-Bundschuh. Seiner Einschätzung nach sei die Situation für Christen in dem Land relativ stabil: "Christen im Libanon fühlen sich sicher". Im Libanon gibt es 18 anerkannte Religionsgemeinschaften, davon sind etwa ein Drittel Christen und zwei Drittel Muslime.
Im Rahmen des Reformationsjubiläums reiste Cornelius-Bundschuh vom 23. bis zum 26. Juni in den Libanon. Dort führte er Gespräche zur Situation der Christen im Orient und zum Zusammenleben von Christen und Muslimen.