AfD-Vize Alexander Gauland hält das Vorgehen der baden-württembergischen Landtagsfraktion im Antisemitismus-Streit um den Abgeordneten Wolfgang Gedeon für falsch. "Die Vorstellung, dass bei uns nun bis zum Herbst diskutiert werden soll, was Antisemitismus ist und was nicht, erfreut mich überhaupt nicht", sagte Gauland der "Welt am Sonntag". Gedeons Satz "Das Talmud-Judentum ist der innere Feind des christlichen Abendlandes" sei eindeutig antisemitisch. Dazu seien keine Gutachten nötig.
Die baden-württembergische Landtagsfraktion der AfD hatte am Dienstag ihre Entscheidung über den Ausschluss Gedeons vertagt. Es soll zunächst ein wissenschaftliches Gutachten zu den Antisemitismus-Vorwürfen erstellt werden. Fraktionsvorsitzender Jörg Meuthen hatte angekündigt, sein Amt aufzugeben, sollte die Fraktion nicht für den Ausschluss Gedeons stimmen. Gedeon lässt seine Mitgliedschaft in der Fraktion bis auf weiteres ruhen und nimmt vorerst nicht mehr an ihren Sitzungen teil.
Gauland warnte in der "Welt am Sonntag" die Gesamtpartei: "Wenn wir beim Thema Antisemitismus eine offene Baustelle haben, dann werden wir immer in großen Schwierigkeiten stecken." Er könne sich im Fall Gedeon "keinen Wissenschaftler vorstellen, der nicht zum selben Ergebnis kommt wie Jörg Meuthen und ich".