Berlin (epd). In Berlin kamen Vertreter von Bundesregierung, Berliner Senat und Opferverbänden auf dem Friedhof Seestraße im Wedding zu einer Gedenkstunde zusammen und legten Kränze nieder. Dort befindet sich ein Mahnmal für Opfer der Volkserhebung.
Auch in andern Städten Ostdeutschlands, etwa in Leipzig, Dresden, Bautzen, Magdeburg und Brandenburg an der Havel, wurde an die Opfer der ersten Massenerhebung gegen ein kommunistisches Regime nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Beim Volksaufstand rund um den 17. Juni 1953 gingen nach aktuellen Angaben der Bundesstiftung Aufarbeitung rund eine Million Menschen in mehr als 700 Städten und Gemeinden in der DDR auf die Straße. Gefordert wurden der Rücktritt der DDR-Regierung sowie freie und geheime Wahlen. Die Streiks und Demonstrationen wurden vom sowjetischen Militär niedergeschlagen. Schätzungen zufolge starben mehr als 50 Menschen, Hunderte wurden verletzt, bis zu 15.000 kamen in Haft.
Tillich würdigt den Mut der Menschen
Sachsen Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) würdigte am Freitag als Bundesratspräsident zu Beginn der Sitzung der Länderkammer in Berlin die mutigen Menschen, die vor 63 Jahren gegen die SED aufgestanden waren. Was damals begonnen wurde, sei mit dem Mauerfall 1989 friedlich zu Ende geführt worden, sagte Tillich.
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) würdigte den Mut der Menschen beim damaligen Volksaufstand. Manche Regierung im heutigen Mittel- und Osteuropa sollte daran denken, "dass die eigene Bevölkerung für Werte wie Demokratie, Freiheit und politische Teilhabe gekämpft hat". Mit Blick auf aktuelle politische Tendenzen in Deutschland unterstrich Müller, es sollte nicht vergessen werden, dass Freiheit kein selbstverständlicher Besitzstand sei. Rechtsextremisten warf er vor, den Slogan der DDR-Bürgerbewegung "Wir sind das Volk" zu missbrauchen.
Pflicht, die Erinnerung wachzuhalten
Der Chef des Bundeskanzleramtes, Peter Altmaier (CDU), erinnerte an Volksaufstände in anderen osteuropäischen Staaten unter kommunistischer Herrschaft wie Ungarn, der Tschechoslowakei und Polen und zog eine Linie vom Volksaufstand in der DDR im Jahr 1953 bis hin zu den Revolutionen 1989. Die Politik habe die Verpflichtung, die Erinnerung an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 aufrechtzuerhalten und nicht zu relativieren, sagte Altmaier.
Bei einer Gedenkveranstaltung in Leipzig erinnerte der frühere DDR-Bürgerrechtler und letzte DDR-Außenminister Markus Meckel an erlittenes Unrecht unter der SED-Diktatur. In der Messestadt kamen bei dem Aufstand vor 63 Jahren neun Menschen ums Leben, mindestens 95 wurden verletzt.