Knapp 40 Hilfsorganisationen, Verbände und religiöse Einrichtungen rufen dazu auf, mit Menschenketten in fünf deutschen Städten ein Zeichen für ein vielfältiges und tolerantes Zusammenleben in Deutschland zu setzen. "Rassismus ist menschenfeindlich", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, bei der Vorstellung der Aktion "Hand in Hand gegen Rassismus" am Dienstag in Berlin. Angesichts der nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge dürfe sich die Gesellschaft nicht durch Fremdenfeindlichkeit spalten lassen, sondern müsse "Hand in Hand für Menschenrechte" zusammenstehen, erklärte Dröge.
Die Menschenketten sollen sich am Samstag in Bochum sowie am Sonntag in Berlin, Leipzig, Hamburg und München bilden. Nach Angaben der Organisatoren haben sich darüber hinaus weitere zehn Städte der Aktion angeschlossen, die eigenständig zu Menschenketten aufgerufen haben.
Anna Lena von Hodenberg vom Verein Campact sagte, die Initiatoren beobachteten mit Sorge die anhaltenden Übergriffe auf Flüchtlinge sowie den schleppenden politischen Prozess auf europäischer Ebene. Umso wichtiger sei es, ein Signal für Weltoffenheit zu setzen. Die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Barbara John, sagte, die große gesellschaftliche Aufgabe der Zeit bestehe darin, "das Leben in einer kulturell und religiös vielfältigen Gesellschaft als anspruchsvolle Aufgabe zu verstehen und nicht als Dauerstreit und Kampf".
Andrea Berg von Amnesty International sagte, dass allein im vergangenen Jahr in Deutschland 1.295 rassistische Gewalttaten registriert worden seien. Sie alle seien Beispiele dafür, dass der Staat Menschen nicht ausreichend vor Rassismus schützen könne. Das sei auch ein institutionelles Problem, sagte Berg und forderte eine unabhängige Untersuchung, um Rassismus in Behörden nachzugehen.
Mohammad Hajjaj, Vorsitzender des Landesverbandes Berlin des Zentralrats der Muslime, sagte, die demokratischen Grundwerte würden mittlerweile täglich bedroht. In den muslimischen Gemeinden werde oft über Anfeindungen gegen Muslime gesprochen. Umso wichtiger sei es, "Schulter an Schulter mit Juden, Christen und Nichtgläubigen" ein Zeichen zu setzen. Die Väter des Grundgesetzes seien sich einig gewesen, dass die Würde jedes Menschen unantastbar sei, betonte Hajjaj. In diesem Sinne sei es unwichtig, ob er ein Flüchtling oder Einheimischer sei, welcher Religion er angehöre oder welche sexuelle Orientierung er habe.
Während der Aktion "Hand in Hand gegen Rassismus" sollen kirchliche und soziale Einrichtungen mit Flüchtlingsunterkünften, Kulturstätten und Rathäusern über tausende Hände symbolisch miteinander verbunden werden. Zum Bündnis gehören unter anderem Amnesty International Deutschland, Pro Asyl, der Deutsche Gewerkschaftsverbund, die Diakonie, die Union progressiver Juden in Deutschland sowie der Zentralrat der Muslime.