Polizeiseelsorger: Attacken gegen Beamte sind starke Belastung

Polizeiseelsorger: Attacken gegen Beamte sind starke Belastung
Gewalt gegen Polizisten belastet die Beamten nach Beobachtungen der evangelischen Polizeiseelsorge massiv.
14.06.2016
epd
epd-Gespräch: Dieter Sell

 "Das ist in unseren Gesprächen ein wiederkehrendes Thema", sagte der Vorsitzende der bundesweiten Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer, der Bremer Polizeipastor Uwe Köster, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Neben der Arbeitsverdichtung könnten auch körperliche und verbale Attacken seelisch krank machen.

Von Mittwoch an wollen die Innenminister bei ihrer dreitägigen Konferenz im Saarland darüber diskutieren, ob Strafen für Angriffe auf Polizisten verschärft werden sollten. Das sei nicht der Wunsch der Beamten, sagte Köster: "Ihnen würde es völlig reichen, wenn der bestehende Strafrahmen ausgenutzt und kleinere Delikte schnell abgeurteilt würden, damit der Zusammenhang zwischen Vergehen und Sanktion erkennbar bleibt."

Viel Respektlosigkeit

Mittlerweile ziehen sich Köster zufolge mangelnde Wertschätzung, Respektlosigkeit und Angriffe gegenüber Polizistinnen und Polizisten durch alle Bevölkerungsschichten: "Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem geworden, das selbst bei Älteren zu beobachten ist, die partout nicht einsehen wollen, dass beispielsweise aufgrund eines Einsatzes eine Straße gesperrt werden muss." Ein weiteres Problem seien Unbeteiligte, die sich plötzlich einmischen und mit Menschen solidarisieren, die gegen Gesetze verstoßen haben.

Köster glaubt, dass die Beamten als "gesamtgesellschaftliche Mülleimer" auch Frust abbekommen, der sich gegenüber Politik und Staat aufgestaut hat: "Das nagt an ihrer Überzeugung vom Prinzip des staatlichen Gewaltmonopols und an ihrer beruflichen Identität." In der Regel identifizierten sich die Einsatzkräfte in hohem Maße mit ihrer Aufgabe, dem Staat und seinen Bürgern, die sie schützen wollten. Nehme die Gewalt gegen sie überhand, komme bei Einzelnen die Frage auf, ob sie den Staat überhaupt schützen könnten.