Bundesregierung will Erklärung zu Völkermord an Herero und Nama

Bundesregierung will Erklärung zu Völkermord an Herero und Nama
Die Bundesregierung ist zuversichtlich, dass es noch in dieser Legislaturperiode eine offizielle Erklärung zum Völkermord an den Herero und Nama während der deutschen Kolonialzeit im heutigen Namibia geben wird.

Berlin (epd). Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte am Montag in Berlin, es werde in einem intensiven Dialogprozess zwischen beiden Staaten auf eine gemeinsame Bewertung der schrecklichen Ereignisse hingearbeitet. Am Ende dieses Prozesses solle eine Erklärung "nicht nur der beiden Regierungen, sondern auch der Parlamente" stehen.

Lammert war Initiator

Auf namibischer Seite gestalte sich der mittlerweile weit fortgeschrittene Verhandlungsprozess allerdings nicht sehr einfach, führte der Sprecher aus. Die dortige Regierung sehe sich innenpolitischem Druck von Opfervertretern ausgesetzt. Die namibische Regierung müsse sich immer wieder mit ihnen rückkoppeln, um die Verhandlungen voranzubringen.

Nachdem der Bundestag die Verbrechen an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges als Völkermord bezeichnet hatte, hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) am Wochenende eine "ähnlich unmissverständliche Erklärung" des Parlaments zu den Gräueltaten an den Herero und Nama gefordert. Dass es dazu bislang nicht gekommen sei, finde er "bedauerlich und im Kontext der jüngeren Auseinandersetzungen auch ein bisschen peinlich", erklärte Lammert im ZDF. Er sei jedoch ebenso zuversichtlich, dass in absehbarer Zeit auch mit einer Erklärung des Bundestags zu diesem Thema zu rechnen sei.

90.000 Menschen kamen zu Tode

Während der deutschen Kolonialzeit in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika wurden Angehörige der Volksgruppen Herero und Nama zwischen 1904 und 1908 getötet oder starben in den bereits damals so benannten Konzentrationslager. Nach Schätzungen fielen 80 Prozent der Herero und die Hälfte der Nama den deutschen Massakern zum Opfer. Insgesamt kamen etwa 90.000 Menschen zu Tode. Opferverbände fordern seit Jahren eine offizielle Anerkennung des Genozids.