Pro und Kontra: Soziale Medien am Arbeitsplatz

Pro und Kontra: Soziale Medien am Arbeitsplatz
Durchweg positiv? Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Technischen Universität Darmstadt kommt zu dem Ergebnis, dass die Nutzung Sozialer Medien Beschäftigte kreativer macht. Doch was heißt das eigentlich genau - und wo liegen die Grenzen der Effizienz-Steigerung?
08.06.2016
epd
Von Elisa Makowski (epd)

Frankfurt a.M. (epd).

PRO

Soziale Medien funktionieren über Austausch und Teilen von Informationen - nehme ein Beschäftigter daran teil, mache er sich die "kollektive Intelligenz" zu Nutze, sagt Ruth Stock-Homburg, Leiterin des Fachbereichs Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt. Unter Sozialen Medien versteht sie Chat-Apps wie WhatsApp, soziale Plattformen wie Facebook, Twitter, aber auch interne Wikis und gemeinsame Word-Dokumente, an denen mehrere Menschen simultan arbeiten könnten: "Alle Medien, auf denen ich interagieren oder an denen ich an dynamischen Prozessen über eine offene Plattform teilnehmen kann." Ob soziale Medien erfolgreich genutzt würden, hänge vom Arbeitskontext ab. "Dokumente teilen, sich auf Plattformen austauschen, auf YouTube recherchieren - alles kann ein Innovationsschub für Beschäftigte sein - wenn sie sich dabei Ideen holen." Mit "innovativ" sei gemeint, häufiger auf neue, nützliche Ideen zu kommen.

Einen weiteren Vorteil sieht Stock-Homburg, die die Studie zur Nutzung von Sozialen Medien am Arbeitsplatz leitete, in der Möglichkeit, Informationen sehr schnell und kostenlos zur Verfügung zu stellen und darauf zurückzugreifen. "Technologie ist dabei immer Zweck, nie Selbstzweck", ergänzt Michael Pachmajer von der Unternehmensberatung PwC. Soziale Medien seien immer dann am Arbeitsplatz angebracht, wenn sie die Zusammenarbeit in einem Unternehmen unterstützten. Abteilungen müssten immer mehr miteinander zusammenarbeiten. Emails oder auch SMS seien dazu immer weniger gut geeignet - weil sie es nicht erlaubten, spontan zu reagieren.

KONTRA:

Social-Media-Kanäle sind nach den Worten Pachmajers eine weitere Möglichkeit, sich ablenken zu lassen. Für Mitarbeiter werde es immer schwieriger, sich auf eine Sache zu konzentrieren, beobachtet er. Es gebe zu viele unterschiedliche Anforderungen, zudem lenke jede hereinkommende Email und jede Benachrichtigung ab. Deshalb sei es wichtig, Phasen zu haben, in denen Angestellte auch einmal offline seien.

Dennoch: Unternehmen könnten heutzutage ihren Mitarbeitern nicht verbieten, ihren privaten Facebook-Account auch während der Arbeitszeit zu nutzen, sagt Pachmajer von PwC. Das bedeutet: "Am Ende des Tages repräsentiert jeder Mitarbeiter zu jeder Zeit sein Unternehmen - am Stammtisch oder bei Facebook." In einer Kneipe jedoch bleibe das Gespräch unter den Beteiligten, im Internet erreichten Mitarbeiter unter Umständen ein Millionenpublikum - inklusiver ungewollter oder negativer Konsequenzen. "Das kann im schlimmsten Fall zu einem Shitstorm führen", ergänzt Stock-Homburg.

Deshalb sei es wichtig, sagt die Wissenschaftlerin, die Mitarbeiter in Social-Media-Kompetenz zu schulen. "Denn die Nutzung von sozialen Medien am Arbeitsplatz wird sich durchsetzen - ob es der Arbeitgeber will oder nicht." Wegen der Dynamik von sozialen Medien hält Stock-Homburg auch nichts von unternehmensinternen Richtlinien. Wer Infos des Unternehmens unbedingt posten und damit Geschäftsgeheimnisse preisgeben wolle, dem gelinge es auch.