Nach inzwischen durch das UN-Flüchtlingshilfswerk bestätigten Meldungen waren vermutlich am Wochenende bis zu 500 Flüchtlinge auf dem Weg von Ägypten nach Süditalien ertrunken. "Ich bin traurig und entsetzt. Es hat sich nun leider bestätigt, was zu befürchten war", sagte Volker Jung, der seit Herbst 2015 Mitglied des Rates der EKD ist.
Volker Jung hatte Anfang April das griechische Flüchtlingslager Idomeni besucht: "Das war eine Flüchtlingstragödie mit Ansage. Was viele ahnten, ist eingetreten. Auch die Schließung von Grenzen verhindert nicht, dass sich Menschen in Not auf die Flucht begeben und dabei ihr Leben riskieren. Das neue Schiffsunglück ist erneut kein afrikanisches oder italienisches Unglück, sondern die Fortsetzung einer europäischen Tragödie."
Schlepperwesen wird gefördert
Abmachungen zur Fluchtverhinderung, wie die jetzt offenbar auch mit Libyen geplante, arbeiteten dem Schlepperwesen entgegen, betonte Jung. "Wer Schleusern wirklich die Geschäftsgrundlage entziehen will, muss legale Einreisemöglichkeiten für Flüchtlinge nach Europa schaffen". Außerdem brauche es dringend eine umfassende zivile Seenotrettung in europäischer Verantwortung. "Es darf nicht sein, dass wir uns an die Bilder ertrunkener Flüchtlinge gewöhnen", so Jung. Die gegenwärtige europäische Flüchtlingspolitik "erschüttert die Grundfesten der Werte, auf denen Europa eigentlich gegründet ist: Menschenwürde und Freiheit", sagte Jung, der von 2011 bis 2015 Vorsitzender der EKD-Kammer für Migration und Integration war.
Zuletzt hatte Jung nach seinem Besuch in Griechenland auch gesamteuropäische Lösungen in der Flüchtlingsfrage angemahnt. So sei "die Situation von den Ländern am Mittelmeer alleine nicht zu lösen. Deshalb wird es darum gehen, dass Europa gemeinsam hinschaut und auch gemeinsam Lösungen für ein vernünftiges und ordentliches Aufnahme- und Registrierungsverfahren findet." Jung: "Ich fürchte, dass Absprachen mit einzelnen Ländern auf Dauer keine Lösung sind."