Bonn (epd) Die für Ende des Jahres angekündigte Schau sei nun für das kommende Jahr geplant, teilte die Bundeskunsthalle am Mittwoch in Bonn mit. Auch die Ausstellung von Werken aus der Gurlitt-Sammlung im Kunstmuseum Bern, die zur gleichen Zeit gezeigt werden sollte, verzögert sich demnach. Grund sei die Entscheidung des Oberlandesgerichts (OLG) München am Dienstag, im Streit um das Erbe Gurlitts eine Beweisaufnahme für September anzusetzen. Damit zieht sich das Verfahren weiter in die Länge.
Testament angefochten
Der im Mai 2014 verstorbene Gurlitt hatte seine Sammlung, deren Herkunft zum Teil noch ungeklärt ist, dem Kunstmuseum Bern vermacht. Eine Cousine Gurlitts hatte dessen Testament aber angefochten. Sie hatte argumentiert, Gurlitt sei nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen, als er das Testament verfasste. Das OLG München entschied nun, den Geisteszustand Gurlitts in den Monaten vor seinem Tod genauer zu untersuchen. Dazu will das Gericht Zeugen anhören. Außerdem soll ein Gutachter befragt werden, der zu dem Ergebnis gekommen war, dass Gurlitt sein Testament bei voller Geistesgegenwart verfasste.
Bei vielen der Werke aus der Gurlitt-Sammlung besteht der Verdacht, dass es sich um Nazi-Raubkunst handelt. Die Bundeskunsthalle hatte von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) den Auftrag erhalten, eine Ausstellung mit den umstrittenen Werken zu erarbeiten.
Kooperation mit Kunstmuseum Bern
Anfang des Monats hatte die Bundeskunsthalle eine Kooperation mit dem Kunstmuseum Bern bekanntgegeben, das parallel zu der deutschen Schau eine weitere Ausstellung mit Werken aus der Gurlitt-Sammlung zeigen wollte. Beide Häuser arbeiteten gemeinsam weiter an der Realisation der Ausstellungen, teilte die Bundeskunsthalle mit. Die Schweizer hatten 2014 eine Vereinbarung mit der Bundesrepublik Deutschland geschlossen, wonach umstrittene Werke an ihre rechtmäßigen Besitzer oder deren Erben zurückgegeben werden sollen.
Im Januar hatte eine vom Bund eingesetzte Taskforce, die die Herkunft der Werke klären sollte, nach zweijähriger Arbeit einen Abschlussbericht vorgelegt. Dieser war auf breite Kritik gestoßen, weil er zu wenige Ergebnisse liefere. Die Sammlung Gurlitts war 2012 beschlagnahmt worden. Er hatte die Werke von seinem Vater, dem Nazi-Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, geerbt.