Rom (epd) Papst Franziskus will mit seinem für Samstag geplanten Besuch in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos das "globale Gewissen" wachrütteln. Das hat der Präsident des päpstlichen Migrantenrats, Kardinal Peter Turkson, am Montag im Sender Radio Vatikan betont. Darin forderte der ghanaische Kurienkardinal zugleich langfristige Lösungen von Fluchtursachen wie der Bedrohung durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und den Syrienkonflikt.
Kardinal: Menschen suchen andere Wege
Turkson äußerte Zweifel, dass das am 20. März in Kraft getretene Abkommen zwischen der EU und der Türkei die Flüchtlingsströme nachhaltig eindämmen werde. Wenn der Weg von der Türkei über die Ägäis zu den griechischen Inseln ihnen versperrt sei, würden die Menschen andere Wege nach Europa suchen, sagte der Kurienkardinal. Der Zustrom könne nur durch Frieden in der Region erreicht werden. Dafür müssten nach Turksons Auffassung vor allem die Finanzierung des IS durch billige Erdölkäufe aus den von diesem kontrollierten Regionen sowie Waffenlieferungen an die Miliz unterbunden werden.
Der Papst will am Samstag auf Lesbos gemeinsam mit orthodoxen Kirchenvertretern ein Flüchtlingslager besuchen und am Hafen des Hauptorts Mitilini für die bei den Überfahrten ums Leben gekommenen Flüchtlinge beten. Wenige Monate nach seinem Amtsantritt hatte er im Oktober 2013 Flüchtlinge auf der Mittelmeerinsel Lampedusa besucht.