Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, würdigte Moltmanns wissenschaftliches Lebenswerk, das weltweit Akzente gesetzt habe. Moltmann wurde in den 60er Jahren durch seine "Theologie der Hoffnung" bekannt, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde und Theologen weltweit beeinflusst hat. Die Schrift habe eine Wirkungsgeschichte entfaltet, die ihresgleichen sucht, schrieb Bedford-Strohm in einem am Donnerstag in Auszügen veröffentlichten Brief an den Jubilar: "Der Titel dieses Werkes ist zu einem eingeführten Begriff der Theologiegeschichte geworden."
Seine theologischen Studien begann Moltmann, der 1926 in Hamburg geboren wurde, in englischer Kriegsgefangenschaft. Er war Gemeinde- und Studentenpfarrer in Bremen. 1957 wurde er Professor an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, 1963 wechselte er nach Bonn. Von 1967 bis zur Emeritierung 1994 lehrte er Systematische Theologie und Sozialethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Die Bremische Evangelische Kirche würdigt Jürgen Moltmanns 90. Geburtstag mit einem "Fest der Freundschaft" vom 15. - 17. April. Den Anfang bildet ein Empfang am 15. April mit einer Laudatio von Heinrich Bedford-Strohm. Am 16. April folgt ein Symposium mit dem Titel "Ewigkeit und ewiges Leben". Den Abschluss bilden am Sonntag, den 17. April um 10 Uhr ein Festgottesdienst in Jürgen Moltmanns früherer Kirche in Wasserhorst mit einer Predigt von Pastor Renke Brahms, Schriftführer in der Bremischen Evangelischen Kirche.
Großes Fest in Bremen
Moltmann erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Ernst-Bloch-Preis und den mit 200.000 US-Dollar dotierten Grawemeyer Award in Religion der Grawemeyer Foundation an der Universität Louisville/Kentucky (USA). In den 80er Jahren hielt er die Gifford Lectures in Schottland.
Der Theologe fühlte sich stets der Ökumene verpflichtet. 20 Jahre lang war er Mitglied der Abteilung "Faith and Order" (Glaube und Kirchenverfassung) des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf. Noch Anfang dieses Jahres reiste er zum Weltkirchenrat, wo er für mehr Engagement der Christen in der Welt warb. Moltmann ist mit der feministischen Theologin Elisabeth Moltmann-Wendel verheiratet. Gemeinsam haben sie vier Kinder.