In einem ökumenischen Gottesdienst haben am Samstag in Köln Angehörige und Weggefährten Abschied vom ehemaligen Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) genommen. Deutschland habe "einen besonderen Menschen und Politiker verloren", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der anschließenden Trauerfeier. Sie verwies in ihrer persönlich gehaltenen Rede auf Westerwelles Buch "Zwischen zwei Leben", in dem er über seine Leukämiekrankheit und die Torturen der medizinischen Behandlung berichtete. Durch dieses Buch habe man "den Menschen hinter dem Politiker Westerwelle entdeckt".
Sie hätte es ihm von ganzem Herzen gewünscht, dass er "sein zweites Leben, sein Leben nach der Politik, gemeinsam mit seinem Ehemann hätte leben, genießen und auskosten dürfen", sagte Merkel. Neben der Kanzlerin nahmen auch Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (beide CDU) und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) an der bewegenden Feier in der Kirche St. Aposteln teil. Die Beerdigung sollte im Anschluss auf dem Melatenfriedhof in Köln stattfinden.
Dutzmann: "Kämpfer für die Freiheit"
Westerwelle war am 18. März im Alter von 54 Jahren an den Folgen seiner Leukämieerkrankung gestorben. Er hatte mit seinem Lebenspartner Michael Mronz in Köln gewohnt. Von 2001 bis 2011 war Westerwelle Bundesvorsitzender der FDP, von 2009 bis 2013 Außenminister im Kabinett Merkels.
Prälat Martin Dutzmann von der Evangelischen Kirche in Deutschland würdigte den Protestanten Westerwelle im Gottesdienst als einen "leidenschaftlichen Kämpfer für die Freiheit". Er verwies auch auf dessen Liebe zur Opernmusik. Der Chor der Oper Köln sang unter anderem den Freiheitschor aus Beethovens Oper "Fidelio". Die Schlagersängerin und Freundin von Westerwelle, Vicky Leandros trug das Lied "Ich liebe das Leben" mit einem veränderten Text vor.
Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, nannte seinen Freund aus Kindertagen in seiner Predigt einen "sehr treuen und verlässlichen, sich sorgenden, aufmerksamen und immer höflichen Gefährten". Westerwelle sei "ein leidenschaftlicher Bekenner zur freiheitlichen Ordnung, zur Demokratie und zum Vorrang der Menschenrechte" gewesen. "Er verabscheute Krieg und stand fest zu den humanitären Verpflichtungen der Europäischen Union für Flüchtlinge," sagte Jüsten.
Respekt auch gegenüber Gegnern sei für Westerwelle nicht nur eine Floskel gewesen. Seine Fürsorge habe nicht nur dem Nächsten gegolten, sondern auch denjenigen, "denen man wohl eher zufällig begegnet," sagte Jüsten in seiner Predigt. Zudem habe er immer zu den Werten des Christentums und seines evangelischen Christseins gestanden.