Leipzig (epd) "Wir führen damit Diskussionen, die in Europa eigentlich seit 1989 hätten geführt werden müssen", sagte Insa Wilke im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Sie gären seit Jahren in der Bevölkerung. Auch schon zu Zeiten, als noch von einer 'Müdigkeitsgesellschaft' die Rede war", fügte sie hinzu.
Im Kern gehe es dabei um die Frage, wie sich Europa organisieren soll und "nach was für Grundsätzen wir hier zusammenleben wollen", sagte Wilke weiter. Da sei es fatal, wie sich etwa in Talk-Shows häufig die Fragen überlagerten: "Asylpolitik wird mit Sicherheitspolitik vermischt, Fragen der Zuwanderung werden nicht unterschieden von der Verpflichtung, Bürgerkriegsflüchtlingen humanitäre Hilfe zu gewähren", sagte Wilke. Zu oft würden parteipolitische und europapolitische Interessen auf dem Rücken dieser Flüchtlinge ausgetragen.
Nicht den "Vereinfachern" das Feld überlassen
Eine echte Auseinandersetzung in der Gesellschaft auf Grundlage umfassender Information sei ihrer Ansicht nach aber "bitter nötig", sagte Wilke. "Es ist derzeit einfach keine Option, den Kopf in den Sand zu stecken und den Vereinfachern das Feld zu überlassen."
Wilke ist Trägerin des Alfred-Kerr-Preises 2014 und hat für die diesjährige Buchmesse das Sonderprogramm "Europa21. Denk-Raum für die Gesellschaft von morgen" kuratiert. Dabei wird vor allem ein Blick auf Flucht und Migration geworfen. Die Leipziger Buchmesse wird am Mittwoch im Gewandhaus eröffnet.