Zehntausende Fans hätten mit dem Singen der Stadion-Hymne "You'll never walk alone" den Verstorbenen wie ein Familienmitglied betrauert, sagte Thiel am Montag in Dortmund dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Insbesondere die Anhänger auf der Dortmunder Südtribüne haben das Bewusstsein, untrennbar miteinander und mit dem Verein zusammenzugehören."
Als sich der Tod des Mannes im Stadion herumsprach, stellten die Anhänger ihre Anfeuerung ein, wurden still und sangen kurz vor Spielschluss das Lied "You'll never walk alone". Mit der traurigen, aber zugleich optimistischen Fußball-Hymne hätten die Fans sich zugleich gegenseitig getröstet und versichert, dass es "irgendwie weiter geht", sagte Thiel, der Sportbeauftragter der Evangelischen Kirche von Westfalen ist. Das weltliche Lied habe in dieser Situation eine ähnliche Funktion wie ein christlicher Choral erfüllt und der Trauerbewältigung gedient.
Auch das Schweigen, das Leisewerden angesichts des plötzlichen Todes sei eine "spontan richtige Reaktion" gewesen, sagte Thiel - wie ein stilles Gebet. "Wenn jemand stirbt, wird das normale Leben für eine Weile unterbrochen", sagte der Dortmunder Pfarrer. "Hier war es die lautstarke Unterstützung für die Fußball-Mannschaften." Die Stadionbesucher in Dortmund hätten fast instinktiv einen eigenen Mechanismus entwickelt, um mit dem Tod eines der ihren umzugehen. "Das schaffen Menschen vielfach auch ohne einen Pfarrer, wenn sie gemeinsam trauern", sagte Thiel. Ein bei solchen Fällen eventuell im Stadion anwesender Notfallseelsorger hätte eher die Aufgabe, die Angehörigen eines Verstorbenen durch die ersten Stunden zu begleiten.