Im Mittelpunkt des Buches "Zur Freiheit gehört, den Koran zu kritisieren" stehen zudem die künftige Rolle der Muslime in der deutschen Gesellschaft, Gewalt im Islam und die Herausforderungen durch die Terrororganisation "Islamischer Staat".
Einig sind sich die Männer darin, dass sich im weit verbreiteten konservativen Islamverständnis viel ändern muss. Uneins sind sie über die Konsequenzen. Publizist und Politikwissenschaftler Abdel-Samad sieht im Koran den Kern des Gewaltproblems und somit keine Chance, die Religion zu reformieren. Islam und Gewalt seien "von Anfang an beste Freunde" gewesen, argumentiert er im Streitgespräch ebenso wie in seinem Bestseller "Mohamed. Eine Abrechnung".
Der Münsteraner Professor für islamische Religionspädagogik Khorchide hingegen sieht das Problem in der Auslegung des Korans. Viele umstrittene Passagen seien keine Imperative für heute, sondern Beschreibungen von Kriegen im siebten Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel, sagt der Reformtheologe, dessen neuestes Buch den Titel "Gott glaubt an den Menschen - mit dem Islam zu einem neuen Humanismus" trägt.
Das am Mittwoch in Berlin vom Freiburger Verlag Herder vorgestellte Buch ist die Langfassung eines Streitgesprächs, das der Redakteur Stefan Orth von der Zeitschrift "Herder Korrespondenz" im Herbst 2015 mit den beiden Männern geführt und in Auszügen veröffentlicht hatte. "Hoffentlich setzen wir dabei einen Maßstab für einen innerislamischen Dialog, der kritisch, aber mit Respekt geführt wird", wird Abdel-Samad im Vorwort des Buches zitiert.