"Wir wollen kein Mahnmal als Kranzabwurfstelle, sondern einen Ort der Information", sagte er in einem epd-Gespräch. Für die vom Bundestag zugesagten Mittel in Höhe von 500.000 Euro sei aber kein Dokumentationszentrum zu erstellen, fügte Schmitz hinzu. Mit dem jetzt vorgesehenen künstlerischen Wettbewerb solle "Grundinformation gewährleistet sein und eine räumliche Gestaltung, die dem Areal einen würdigen Rahmen gibt".
Wenige Tage nach dem Beschluss des Bundestages im vergangenen November hatten 17 Gedenkstättenleiter, Wissenschaftler und Vertreter von Opferverbänden in einem Offenen Brief eine verstärkte historische Information über die Massentötungen angemahnt. Gerade am historischen Ort in der Tiergartenstraße 4 auf dem Gelände der heutigen Philharmonie bedürfe es "keines neuen Denkmals". An der Philharmonie erinnern bislang nur eine Bodenplatte und eine Informationstafel mitsamt einer Metallplastik von Richard Serra an die Geschichte des Ortes.
In der zur NS-Zeit dort stehenden Villa hatte die "Zentraldienststelle T4" das Mordprogramm organisiert. Unterschrieben worden war der Brief unter anderem auch vom heutigen Bundespräsidenten Joachim Gauck in seiner Eigenschaft als damaliger Vorsitzender des Vereins "Gegen Vergessen".
"Handschrift für die Vermittlung der historischen Dokumentation"
Mit einem Gestaltungswettbewerb solle "nach einer Handschrift für die Vermittlung der historischen Dokumentation an diesem Ort" gesucht werden, hob Schmitz hervor. "Die Geschichte ist ja erforscht", unterstrich er. Der Wettbewerb solle Ende Juni gestartet, über den zu realisierenden Entwurf bis November entschieden werden. Die Fertigstellung ist für September 2013 geplant. Die Herstellungskosten trägt der Bund, das Land steuert das Grundstück bei und ist für den Wettbewerb verantwortlich.
"Das Projekt ist der letzte Eckstein im Ensemble der Berliner NS-Gedenkstätten von nationaler Bedeutung", unterstrich der Kulturstaatssekretär. Allerdings könne man als Nachgeborener schwerlich damit zufrieden sein, wie spät es zu diesen Gedenkstätten kam. Dennoch sei jetzt ein Stand erreicht, "mit dem sich Berlin in der Welt sehen lassen kann". Die weltweite "Vorbildstellung" könne aber kein Grund sein, "uns darauf auszuruhen", sagte Schmitz.
Der reichsweit gesteuerten Massentötung von kranken und behinderten Menschen fielen zwischen Anfang 1940 und August 1941 über 70.000 Menschen zum Opfer. Die Ermordung mit Gas in Anstalten wie Brandenburg/Havel, Pirna oder Grafeneck gilt als Vorstufe für den später einsetzenden Holocaust an den europäischen Juden. Aufgrund öffentlicher Proteste stellten die Nazis die Massentötungen formal ein, setzten sie aber bis Kriegsende 1945 dezentral und auf andere Weise fort. Die geschätzte Gesamtzahl liegt bei 300.000 Todesopfern.