Einer der drei Initiatoren einer Petition gegen die Schließung soll eine Mail mit fremdenfeindlichen Äußerungen erhalten haben. Die Petition an die Leitung der Universität gegen die Schließung des interreligiösen Gebets- und Ruheraums hatte über 400 Unterschriften erhalten und wurde Ende Januar an das Rektorat der Uni geschickt.
Um den "Raum der Stille", der für Gläubige aller Religionen bestimmt war, gibt es seit Jahresanfang einen heftigen Streit. Die Hochschulleitung hatte den Raum geschlossen, weil muslimische Gläubige dort Koranbücher und Gebetsteppiche ausgelegt hatten. Das verstoße gegen die in den Nutzungsbedingungen verankerte weltanschauliche Neutralität des Ortes, sagte Uni-Sprecherin Eva Prost dem epd.
Rücksicht und Kompromisse
Im Januar hatten Muslime den Raum nach Prosts Worten zudem in Bereiche für Frauen und Männer abgetrennt. Als Studentinnen beim Eintritt aufgefordert wurden, sich nur in den Bereich für Frauen zu begeben, schalteten sie zunächst die Hausverwaltung der Uni ein. Mit dem Rektorat wurde dann die Schließung angeordnet. "Die abgetrennten Räume entsprechen nicht dem Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes", betont Sprecherin Prost.
In einem offenen Brief zu der Schließung erinnerte das Rektorat Anfang Februar an die Nutzungsbestimmungen des Raums. Darin heißt es, dass der Ort "den Mitgliedern der TU Dortmund die ungestörte individuelle Glaubensausübung (Gebet), Meditation, ein Zurruhekommen" ermöglichen solle. Rücksichtsvolles und kompromissbereites Verhalten sei unerlässlich. Religiöse Symbole und Gegenstände sollten nicht angebracht werden. "Der Besucher darf zwar Gebetsbücher mitbringen, aber nur zum persönlichen Gebrauch während des Aufenthaltes", sagte Prost.
Die Gegner der Schließung beklagen in ihrer Petition, sie würden durch den Schritt diskriminiert und Muslime unter Generalverdacht gestellt. Diesen Vorwurf weist die Hochschule entschieden zurück: "Es ist vielmehr so, dass es durch den Raum selbst zu Diskriminierungen kommt, wenn Frauen nur ein bestimmter Bereich vorbehalten bleibt", sagte Prost.
Bereits 2012 hatte die Uni-Leitung den Gebetsraum vorübergehend geschlossen, damals hatte es ähnliche Probleme gegeben. Man betrachte jetzt den Versuch, einen neutralen und allen Glaubensrichtungen in gleicher Weise offen stehenden Ort zu schaffen, als gescheitert an, heißt es in dem offenen Brief.
Kritik an der Schließung kam auch vom Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) der TU Dortmund. Man bedauere nicht nur die Schließung des Raumes, sondern auch, dass die Hochschule ihr Vorgehen nicht mit dem Asta abgestimmt habe, hieß es in einer Stellungnahme. Zu den aktuellen Ermittlungen des Staatsschutzes wollte sich der Studierendenausschuss auf Anfrage nicht äußern.
Der "Raum der Stille" soll laut Rektorat künftig wieder der Forschung und Lehre dienen. Erwogen wird auch, das Zimmer auf Wunsch von Studierenden als Ruheraum der anderen Art zu nutzen - als Erholungsort für Studenten mit kleinen Kindern.