Neun Tote bei schwerem Zugunglück in Bayern

Neun Tote bei schwerem Zugunglück in Bayern
Es ist das schwerste Zugunglück in Bayern seit 1975: Bei Bad Aibling stießen am Dienstag zwei Züge zusammen. Neun Menschen starben, mehr als 80 wurden verletzt. Wären nicht Faschingsferien - das Unglück hätte weitaus schlimmer sein können.

Bad Aibling, München (epd)Ein schweres Zugunglück im bayerischen Bad Aibling mit neun Toten und fast 100 Verletzten hat am Dienstag Bestürzung und Betroffenheit ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprachen Opfern und Angehörigen ihr Mitgefühl aus: "Das ist eine Tragödie für unser ganzes Land, die uns mit Trauer und Entsetzen erfüllt", sagte Seehofer. Auch die beiden großen Kirchen drückten ihre Verbundenheit mit den Betroffenen aus.

Neun Tote, 18 Schwerverletzte

Am Morgen waren auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim zwei Züge frontal zusammengestoßen und teilweise entgleist. Nach Angaben der Polizei gab es neun Tote, 18 Schwer- und 63 Leichtverletzte. Eine Person wurde noch vermisst. Die Unfallursache war zunächst unklar. Der Polizeipräsident von Oberbayern Süd, Robert Kopp, sprach vom "schwärzesten Faschingsdienstag in der Region". Zugleich betonte er, das Zugunglück hätte noch weitaus schlimmer hätte verlaufen können. Ingesamt befanden sich 150 Fahrgäste an Bord - wegen der Faschingsferien deutlich weniger als an normalen Werktagen.

Laut Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) wird nun ermittelt, ob es sich um technisches oder menschliches Versagen handelt. Dobrindt äußerte sich nach der Besichtigung des Unfallortes geschockt: Der Unfall sei eines der größten Unglücke der vergangenen Jahre. Insgesamt waren rund 500 Rettungs- und Sicherheitskräfte sowie 15 Hubschrauber im Einsatz. Unterstützung kam laut Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auch von Rettungskräften aus Österreich.

Bundeskanzlerin Merkel erklärte: "Mein Mitgefühl gilt vor allem den Familien der neun Menschen, die dabei ihr Leben verloren haben. In Gedanken bin ich auch bei den zahlreichen Verletzten, die mit den Folgen des Unglücks ringen." Der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte dem epd: "Es ist etwas Fürchterliches, wenn man zur Arbeit fährt, mitten im Alltag ist, und dann plötzlich so etwas Schlimmes passiert." Die kirchlichen Notfallseelsorger vor Ort täten seit den frühen Morgenstunden alles, um die Menschen so gut wie möglich zu begleiten.

Der Münchner Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte: "Unsere Gedanken und unsere Anteilnahme gehören den Opfern dieses Unglücks." Mit großer Erschütterung fühle man sich den Angehörigen der Opfer als Kirche verbunden. "Wir erbitten Gottes Beistand und Trost für sie."

"Hätte mir das auch passieren können?"

Ein großes Team von evangelischen und katholischen Notfallseelsorgern kümmerte sich seit dem frühen Morgen um Opfer und Angehörige. Nach Auskunft des Dekanats Rosenheim waren mindestens sechs evangelische Pfarrer an der Unglücksstelle. Weitere Seelsorger befanden sich in Rufbereitschaft. "Notfallseelsorger kümmern sich um Leichtverletzte und Menschen, die das Unglück miterlebt haben", sagte Hanjo von Wietersheim, Notfallseelsorge-Beauftragter der bayerischen Landeskirche, dem epd. Insgesamt gibt es in Bayern rund 600 evangelische Notfallseelsorger, die in ökumenischen Teams eng mit ihren katholischen Kollegen zusammenarbeiten.

Die Notfallseelsorger wüssten in der Regel, was sie am Unglücksort erwarte, erläuterte von Wietersheim. Da die Schwerverletzten von den Rettungskräften versorgt würden, kümmerten sich die Notfallseelsorger vorwiegend um Leichtverletzte. "Manche Menschen kommen mit so einer Situation sehr gut klar, für die geht es eher um organisatorische Fragen, ob sie zum Beispiel einen Anschlusstermin noch erreichen", sagte der Pfarrer. Andere seien sehr erschüttert, vor allem bei einem Unglück mit Toten und Schwerverletzten. "Die fragen sich: Hätte mir das auch passieren können?" Solche Gespräche seien dann Aufgabe der Notfallseelsorger, sagte der Koordinator.

Der Blutspendedienst in München rief auf seiner Homepage dazu auf, Blut zu spenden. Nach dem Unfall bestehe ein "akut deutlich erhöhter Bedarf an lebensrettenden Blutkonserven". Das Zugunglück von Bad Aibling ist das schwerste in Bayern seit dem Unfall bei Warngau von 1975. Damals waren zwischen Lenggries und München zwei Züge frontal zusammengestoßen, 41 Menschen kamen ums Leben.