Köln, Düsseldorf (epd)Das Sturmtief "Ruzica" hat den Karnevalisten an Rhein und Main am Rosenmontag einen Strich durch die Rechnung gemacht: Rund 50 Rosenmontagszüge wurden aus Sicherheitsgründen abgesagt, so auch in den Karnevalshochburgen Düsseldorf und Mainz. Der Rosenmontagszug in Köln fand statt, allerdings in abgespeckter Form. Auch am Montag zeigte die Polizei in Düsseldorf und Köln verstärkte Präsenz. Bis zum frühen Nachmittag verliefen die Feiern nach Polizeiangaben weitgehend friedlich.
Hochaktuell und bissig
Bei den erwarteten Windböen sei es für Akteure und Zuschauer "nicht zu verantworten", den Zug fahrenzulassen, erklärte Sven Gerling, der beim Comitee Düsseldorfer Carneval für Sicherheitsfragen zuständig ist. Der Zug soll nachgeholt werden, allerdings ist noch nicht klar, wann. Zuletzt war in Düsseldorf im Februar 1990 der Rosenmontagszug wegen eines Sturms abgesagt worden.
Stattdessen wurden die insgesamt zwölf Mottowagen des Wagenbauers Jacques Tilly am Rathaus in der Düsseldorfer Altstadt präsentiert. Zahlreiche Jecken kamen, um sich die Wagen anzuschauen. Nach einem regnerischen Morgen blieb es am Vormittag entgegen der Prognosen trocken und war teils sogar sonnig.
In Köln strich das Festkomitee Kölner Karneval große Einzelfiguren, Pferde, Fahnen und Transparente aus dem Zug. Die Hunderttausenden Jecken in der Domstadt beklatschen die Mottowagen. Zu sehen war darauf unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einer EU-Flagge, auf der nur noch ein einziger Stern klebt. "Merkel-ancholia" steht darunter. Ein anderer Wagen zeigte die neue Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), die nach der sexuellen Gewalt gegen Frauen in der Silvesternacht ihre Stadt durch eine zerbrochene rosa-rote Brille sieht.
Die Düsseldorfer Mottwagen waren wie immer hochaktuell und äußerst bissig. Auf einem war der ganz in weiß gewandete türkische Staatspräsident Erdogan zu sehen, der mit einem schwarz gekleideten IS-Terroristen auf den Islamischen Staat anstößt. In den Gläsern befindet sich kein Rotwein, sondern das Blut von Kurden. Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump war nach dem Vorwahlkamp-Ergebnis in Iowa mit blauem Auge in Düsseldorf dabei.
Höhepunkt des Straßenkarnevals
Wagenbauer Jacques Tilly zeigte für die Absage des Zugs Verständnis: "Die Sicherheit geht vor", meinte er. Dagegen warnte Volker Wagner, Präsident des Bundes Deutscher Karneval, vor finanziellen Folgen: "Es geht um Sponsoren, die jetzt ihr Geld zurückverlangen könnten. Nicht alle Zugteilnehmer sind gegen einen Ausfall versichert", sagte er der "Rheinischen Post" (Dienstagsausgabe).
In Mainz hatten die Verantwortlichen bereits am Sonntagabend entschieden, den Rosenmontagsumzug abzusagen. Frühestens in zwei bis drei Wochen wird es eine eine Entscheidung über einen Nachholtermin geben. Unter den Aktiven gebe es Befürworter und Gegner eines solchen Vorschlags, sagte Michael Bonewitz, Sprecher des Mainzer Carneval-Vereins (MCV), dem Evangelischen Pressedienst (epd). Trotz der Absage des Umzugs, Regens und teils kräftigen Windböen waren am Montag mehrere Tausend Kostümierte in der Mainzer Innenstadt unterwegs. Die Feierlichkeiten verlagerten sich von der Straße in die geöffneten Altstadtlokale.
In Köln waren am Rosenmontag rund 1.800 Polizisten im Einsatz. Bis zum frühen Nachmittag seien die Feiern relativ ruhig geblieben, sagte eine Sprecherin der Polizei dem epd. Seit Donnerstag wurden in Köln mehr als 40 Sexualdelikte angezeigt, darunter auch eine Vergewaltigung. In Düsseldorf erwog die Polizei nach Angaben eines Sprechers nach der Absage des Rosenmontagszugs, einige Polizisten, die zum Teil aus anderen Bundesländern bereitgestellt worden waren, wieder nach Hause zu schicken.
Die traditionellen Rosenmontagszüge sind der Höhepunkt des Straßenkarnevals. Zahlreiche Umzüge fanden bereits am Sonntag statt.