In der Flüchtlingskrise haben Spitzenvertreter der katholischen und evangelischen Kirche die rechtspopulistische Partei AfD scharf kritisiert. Der Vorsitzende der katholischen deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, sagte der "Passauer Neuen Presse" (Samstagsausgabe): "Überlegungen, an den Grenzen auf wehrlose Flüchtlinge zu schießen, sind inakzeptabel und menschenfeindlich." Parteien, die so etwas äußerten, seien keine Alternative für Deutschland, betonte der Münchner Erzbischof.
Der evangelische Berliner Landesbischof Markus Dröge erklärte im RBB, die jüngsten Äußerungen führender AfD-Vertreter zur Flüchtlingspolitik seien mit den Grundsätzen des christlichen Glaubens nicht vereinbar - auch wenn sie von einer bekennenden Christin wie der Berliner AfD-Vorsitzenden Beatrix von Storch kämen. Mit Blick auf die in diesem Jahr anstehenden Wahlen der Gemeindekirchenräte betonte der Bischof, Voraussetzung für die Arbeit in Gremien der Kirche sei eine Ausrichtung seines Lebens am Evangelium. Dabei dürfe keine "menschenfeindliche Positionen" vertreten werden.
Kardinal Marx äußerte sich besorgt über eine Zunahme des Rechtspopulismus insgesamt. "Es wird der Eindruck erweckt, als würde es angesichts des Zustroms der Flüchtlinge einfache Antworten geben", sagte er. Auch die Gewalt und Stimmungsmache gegen Flüchtlinge in der Bevölkerung erschreckten ihn sehr, sagte Marx. Es würden nicht nur Brandsätze geworfen, sondern es fange schon viel früher an, mit der Verrohung der Sprache etwa: "Wir erleben Hetze gegen Fremde, bis in bürgerliche Kreise hinein."
Zum 100. Deutschen Katholikentag im Mai in Leipzig sollen keine Vertreter der AfD kommen. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, kündigte in der vergangenen Woche an, dass Politiker der Partei dort nicht sprechen dürften. Er begründete die Entscheidung damit, dass sich die AfD "mit ihren Äußerungen der vergangenen Tage aus dem demokratischen Konsens verabschiedet" habe. Ranghohe AfD-Vertreter hatten zuletzt mit Äußerungen zum möglichen Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge an deutschen Grenzen für Empörung gesorgt.