Köln, Düsseldorf (epd)Der Auftakt des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht ist in den rheinischen Karnevalshochburgen größtenteils ruhiger verlaufen als in den Vorjahren. Vielerorts feierten weniger Narren auf den Straßen - sei es wegen des regnerischen Wetters oder aus Furcht vor islamistischen Anschlägen oder sexuellen Übergriffen wie in der Silvesternacht in Köln. Vor allem in der Domstadt, aber auch in anderen Städten hatten die Behörden starke Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Polizei, Ordnungsämter und private Sicherheitsdienste waren vermehrt im Einsatz und zeigten Präsenz.
Allein in Köln waren am Donnerstag über 2.000 Polizisten im Einsatz, doppelt so viele wie sonst - darunter auch Beamte aus Berlin und Niedersachsen. Insgesamt werden dort an den "tollen Tagen" über 3.000 Beamte eingesetzt. Hinzu kommen alle zur Verfügung stehenden Kräfte des Ordnungs- und Verkehrsdienstes, außerdem waren rund 240 Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes auf den Straßen unterwegs. Die Polizei setzt zudem auf umfangreiche Videoüberwachung.
21 vorübergehende Festnahmen
Insgesamt habe es weniger Verstöße gegen Auflagen gegeben als vor einem Jahr, erklärte die Stadt Köln. Die Feuerwehr verzeichnete bis zum Nachmittag 173 Rettungseinsätze, einen mehr als 2015. Die Polizei erklärte, bis 17 Uhr habe es deutlich weniger Platzverweise, weniger Strafanzeigen und keinerlei Verstöße gegen Platz- und Aufenthaltsverbote gegeben. Allerdings wurde sechs sexuelle Übergriffe gemeldet. Zudem wurden mehrere Strafanzeigen erstattet, unter anderem wegen Taschendiebstahls, Körperverletzung, Beleidigung und Sachbeschädigung.
Es gab 21 vorübergehende Festnahmen wegen verschiedener Delikte. Außerdem würden mögliche Verstöße gegen das Ausländerrecht geprüft, "da der Verdacht besteht, dass sich einige von einem Sicherheitsunternehmen als Ordner eingesetzte Personen im Asylantenstatus befinden", erklärte die Polizei.
In der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf wurden die kostümierten Jecken vor dem Rathaus beim Auftakt des Straßenkarnevals um 11.11 Uhr ebenfalls mit mehr Beamten als gewöhnlich gesichert. Ein starke Präsenz von Polizisten und Ordnungskräften soll bis Aschermittwoch dafür sorgen, dass Gewalt gegenüber Frauen, Diebstähle und Prügeleien bereits im Keim erstickt werden. In Köln und Düsseldorf wurden an verschiedenen Stellen Security-Points installiert, an denen Frauen schnell Anzeige erstatten können, die Opfer von Gewalt werden.
Sicherheitspersonal verstärkt
Auch in Mainz verlief die Weiberfastnacht nach Angaben der Polizei friedlich. Auf dem Schillerplatz hätten 2.000 Besucher fröhlich gefeiert und es habe keine Vorkommnisse gegeben. In Düsseldorf und Köln werden dunkle Orte, aber auch die Bahnhöfe und Altstädte bis zum Ende des karnevalistischen Treibens am Aschermittwoch besonders ausgeleuchtet. Die Bundespolizei ist verstärkt in den Zügen sowie an den größeren Bahnhöfen präsent. Die Verkehrsbetriebe in zahlreichen Städten haben ebenfalls ihr Sicherheitspersonal verstärkt.
Höhepunkte des Karnevalstrubels sind die traditionellen Rosenmontagszüge, bei denen auf bunten Mottowagen auch politische Skandale durch den Kakao gezogen werden. Gut die Hälfte der Deutschen (51 Prozent) hat nach einer Umfrage des Bielefelder Emnid-Instituts keine Terrorangst und feiert den Karneval wie immer; jeder Vierte hat zwar Angst, will aber trotzdem zum Karneval gehen und sich "etwas vorsichtiger verhalten". Nach der vom TV-Sender N24 veröffentlichten Umfrage würden 22 Prozent der Befragten aus Terrorangst gar nicht erst zum Karneval gehen.
Dass Übergriffe wie in der Silvesternacht in Köln im Karneval erneut passieren, befürchten der Umfrage zufolge 27 Prozent der Deutschen. 19 Prozent befürchten das nicht, weil sie die Vorfälle von Silvester für Einzelfälle halten. 46 Prozent der Deutschen glauben, die Übergriffe werden sich nicht wiederholen, weil die Polizei dazugelernt habe und nun besser vorbereitet sei.