Das Oberste Gericht Australiens hat am Mittwoch die Praxis der Unterbringung von Asylbewerbern in Lagern außerhalb des Landes für Rechtens erklärt. Obwohl eine Untersuchung des Senats die menschenwürdige Unterbringung der Asylbewerber auf den Inseln zuvor in Zweifel gezogen hatte. In Folge des Urteils droht in den kommenden Tagen 267 Asylbewerbern, darunter mehr als 30 Babys, die Rückführung in das Lager auf dem Gebiet des Südseeinselstaates Nauru.
Zehn anglikanische Kirchen und Kathedralen in Australien wollen den 267 von der Abschiebung bedrohten Geflüchteten nun Kirchenasyl anbieten. Wortführer der Kirchenasylbewegung ist Dr. Peter Catt, Dekan der anglikanischen Kathedrale St. John in Brisbane. Er werde "sein Bestes tun", zum Schutz der Flüchtlinge die Behörden aus der Kathedrale rauszuhalten, sagte Dekan am Donnerstag Ortszeit gegenüber dem australischen Radio- und Fernsehsender ABC. Er und die anderen Priester seien sich bewusst, dass sie für diese Form der Flüchtlingshilfe mit einer Anklage und einer Verurteilung rechnen könnten. "Es ist uns klar, dass diese Strategie sehr riskant ist", sagte Catt. Einwanderungsminister Peter Dutton warnte bereits, Kirchen stünden nicht über dem Gesetz.
Asylbewerber, die Australien erreichen, können nach der Pazifischen Lösung, die erneut seit 2012 besteht, auf den Insel-Staaten Nauru und Manus in so genannten Auffanglagern untergebracht werden. Diese Auffanglager werden von einem Privatunternehmen betrieben und mit australischen Steuergeldern finanziert. Auch nach einem positiven Entscheid des Asylantrags dürfen die Flüchtlinge nicht nach Australien einreisen. Flüchtlinge auf Manus werden stattdessen in Papua Neuguinea eingebürgert. Flüchtlingen in Nauru wird eine Umsiedlung nach Kambodscha angeboten.
"Kirchen haben in der Geschichte Menschen, die vor brutalen und unterdrückerischen Mächten geflohen sind, Zuflucht geboten"
Kirchenasyl war laut australischen Medien einst Bestandteil des englischen "Common Law", des auf Präzedenzfällen basierenden Gewohnheitsrechts. In Australien sei das Kirchenasyl jedoch bisher nicht in der Rechtspraxis vorgekommen. "Das ist für jede australische Kirche eine immens bedeutsame Aktion. Kirchen haben in der Geschichte Menschen, die vor brutalen und unterdrückerischen Mächten geflohen sind, Zuflucht geboten. Wir bieten diese Zuflucht an, weil es von Rechts- und Gesundheitsexperten unwiderlegbare Beweise gibt, dass die Asylbewerber im Falle der Deportation nach Nauru Zuständen ausgesetzt sein werden, die einem staatlich sanktioniertem Missbrauch gleichkommen", sagte Catt.
Nach Informationen australischer Medien haben sich bereits Kathedralen und Gotteshäuser der Anglikaner und der Uniting Church in Sydney, Perth Hobart und Darwin der Initiative von Brisbane angeschlossen.