Auf dem Deutschen Katholikentag im Mai in Leipzig sollen keine Politiker der rechtspopulistischen "Alternative für Deutschland" (AfD) sprechen dürfen. "Wir werden keine Gespräche mit Politikern der AfD führen auf dem Katholikentag", sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, am Mittwoch in Leipzig. Er begründete den Schritt mit den Worten: "Die AfD hat sich mit ihren Äußerungen der vergangenen Tage aus dem demokratischen Konsens verabschiedet."
Sternberg spielte damit auf Aussagen der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry und der AfD-Vize-Vorsitzenden Beatrix von Storch zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge an Grenzen an. "Die Entscheidung, dass keine AfD-Politiker teilnehmen dürfen am Katholikentag, ist zwar schon früher getroffen worden, aber auch angesichts der aktuellen Äußerungen völlig richtig", ergänzte ZdK-Präsident Sternberg.
Aufstehen gegen Rechtsextremismus
Der 100. Katholikentag findet vom 25. bis zum 29. Mai 2016 in Leipzig statt. Er steht unter dem Motto "Seht, da ist der Mensch". Schwerpunkte sollen die Themen Flucht und Migration sein. Dazu werden zahlreiche Politiker in Diskussionsrunden erwartet - etwa Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zum Thema "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde" sowie der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) zum Thema "Aufstehen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit".
Das Schlimmste an der Flüchtlingsdebatte sei, dass vermeintlich einfache Lösungen präsentiert würden, die keine wirklichen Lösungen seien, kritisierte ZdK-Präsident Sternberg (CDU), der auch Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen ist: "Die Frage nach Obergrenzen für Flüchtlinge gehört für mich zu den einfachen Lösungen, die ohnehin nicht funktionieren." Zugleich betonte der ZdK-Präsident, dass das Zentralkomitee der deutschen Katholiken "kein Zentralkomitee der CDU oder der CSU" sei. Sternberg hatte im vergangenem November Alois Glück als ZdK-Präsidenten abgelöst, der das Amt seit 2009 innehatte.
Als weiteres wichtiges Thema will sich der Katholikentag den Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum 2017 widmen. "Die christliche Ökumene spielt mit Blick auf das Reformationsjubiläum eine große Rolle", kündigte Sternberg an: "Wir haben mit unseren Glaubensgeschwistern ein geschwisterliches Miteinander gefunden, das nicht in Abgrenzung besteht." Unter anderem werde der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, auf dem Katholikentag mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, diskutieren. Als Gäste erwartet werden zudem der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen, Carsten Rentzing, und die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Irmgard Schwaetzer.
Merkel kommt zum Abschluss
Bundespräsident Joachim Gauck werde wahrscheinlich an der Eröffnungsveranstaltung und an einer Diskussion zur deutschen Einheit teilnehmen, hieß es weiter. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werde zum Abschlussgottesdienst erwartet.
Eine weitere Themenreihe soll sich dem "Leben mit und ohne Gott" widmen, kündigte Sternberg an. Dabei werde unter anderem Thüringens evangelischer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) unter dem Motto "Ich glaub' nichts, mir fehlt nichts" diskutieren.
"Wir werden uns in Leipzig aber nicht mit unseren internen Problemen als katholische Kirche beschäftigen", betonte Sternberg weiter. Es solle kein "Schaukampf über interne Schwierigkeiten" geliefert werden. "Das wäre töricht in Leipzig, wo es hier so wenige Katholiken gibt", sagte der ZdK-Präsident. Der Anteil der Katholiken in Leipzig liegt bei vier Prozent. Bundesweit sind rund 30 Prozent der Bevölkerung katholisch. Der Anteil der Protestanten liegt bundesweit ebenfalls bei etwa 30 Prozent.
Der Katholikentag wird seit 1848 ausgerichtet und findet in der Regel alle zwei Jahre statt.