TV-Tipp des Tages: "Der fast perfekte Mann" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Der fast perfekte Mann" (ARD)
29.1., ARD, 20:15 Uhr: "Der fast perfekte Mann"
Natürlich ist "Der fast perfekte Mann" ein Film mit Benno Fürmann, und das nicht nur, weil er die Titelrolle spielt. Sehenswert aber ist die Komödie vor allem wegen Louis Hofmann, der mit seinen 18 Jahren bereits eine beachtliche Filmografie vorweisen kann: Er war unter anderem Tom Sawyer in den Kinofilmen von Hermine Huntgeburth und zuletzt ganz famos als Hauptdarsteller in Marc Brummunds Heimerziehungs-Kinodrama "Freistatt". Dazwischen lag "Der fast perfekte Mann", und hier ist seine Leistung womöglich noch höher einzuschätzen, denn Hofmann, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch keine 16, hat nicht nur viele schwierige Dialogpassagen, sondern auch eine emotional schwierige Rolle.

Aarons Mutter liegt nach einem Autounfall im Koma; allein die Geräte halten sie noch am Leben. Sein einziger Verwandter ist Ulf (Fürmann), der Halbbruder der Mutter. Der bindungsunfähige Ulf ist Talkshow-Moderator eines unbedeutenden Hamburger Lokalsenders, liebt seinen Ford Mustang weitaus mehr als seine Freundin Anni (Jördis Triebel) und führt im Grunde das Leben eines eingefleischten Junggesellen; das letzte, was er brauchen kann, ist ein Kind, um das er sich kümmern soll.

Trotzdem gelingt es dem Jungen wie in allen Geschichten dieser Art, die guten Seiten des Mannes zum Vorschein zu bringen, schließlich ist "Der fast perfekte Mann" ein Film aus der beliebten TV-Rubrik "Plötzlich Onkel" (wahlweise auch "Plötzlich Opa"). Im Kino hatte er trotz eines großen US-Verleihs (Warner Bros.) bloß 12.000 Zuschauer; die wenigen seriösen Kritiken waren, wenn überhaupt, durchwachsen. Weil die ARD-Tochter Degeto Koproduzentin war, zeigt das "Erste" die Komödie nun als Freitagsfilm, und auf diesem Sendeplatz ist sie viel besser aufgehoben als im Kino; die Läuterung eines Egozentrikers ist durchaus sehenswert, auch wenn eine etwas strengere Regie Benno Fürmann vermutlich gebeten hätte, nicht immer große Augen zu machen, wenn es dramatisch wird.

Der insgesamt unauffällig inszenierte Film lebt vor allem von seiner detailreichen Geschichte. Autorin Jane Ainscough ("Miss Sixty") hat ihren Helden zwar nicht mit allzu viel Tiefe ausgestattet, aber dafür gibt es ja die weiteren Figuren. Dank Jördis Triebel ist beispielsweise Freundin Anni weit mehr als bloß die Frau an seiner Seite, und Aaron hat für einen Jungen von schätzungsweise zwölf Jahren eine beeindruckend komplexe Persönlichkeit; selbst wenn sein Faible für Ornithologie ein bisschen übertrieben wirkt, zumal er selbst im Unterricht noch mit dem Fernglas Vögel beobachtet. Auch Ulfs Geduld wird mächtig strapaziert, als Aaron das Wohnzimmer des Taubenhassers vorübergehend zum Taubenstall umfunktioniert. Trotzdem sind die gemeinsamen Szenen von Onkel und Neffe eher ernst; deshalb muss Ulfs Berufsleben für die heiteren Seite der Handlung sorgen. Der Film beginnt mit einer Slapstickeinlage, als ihm die Schlange eines Studiogasts zu nahe kommt. Später wird Aaron im Zusammenspiel mit Ross Antony (Maske) und Collien Ulmen Fernandes (Schauspielsternchen) allerlei amüsanten Trubel veranstalten, in dessen Verlauf auch mal ganze Kulissen zusammenkrachen. Ansonsten ist vor allem Martin Brambach als Ulfs Chef für die witzigen Momente zuständig. Einen gar nicht komischen, aber interessanten und für die Geschichte wichtigen Kurzauftritt hat Uwe Bohm als Aarons biologischer Vater.

"Der fast perfekte Mann" ist den komischen Einlagen zum Trotz ohnehin eher eine Dramödie. Wenn Aaron beinahe überfahren wird, weil die Taube, deren gebrochenen Flügel er verarztet hat, doch noch nicht flügge war, ist das alles andere als lustig. Und dann stellt sich auch noch raus, dass Ulfs Schwester schwermütig war. Nun wird auch klar, warum Aaron partout seinen etwas schrägen selbstgestrickten Pullover nicht ausziehen will. Selbst die romantische Ebene hat einen ernsten Hintergrund: Ulf hat Anni dazu überredet, das gemeinsame Baby abzutreiben, und sie lässt ihn in dem Glauben. Später findet er zufällig den Babypass, und so wird der schließlich geläuterte Egomane am hübsch eingefädelten Ende, bei dem zwei weitere selbstgestrickte Pullover eine wichtige Rolle spielen, gleich doppelt Vater.