Angriffe gegen Christen in Indien 2015 verdreifacht

Angriffe gegen Christen in Indien 2015 verdreifacht
Die Welle religiöser Gewalt in Indien trifft auch die über 20 Millionen Christen schwer: Im vergangenen Jahr hätten sich die schweren Übergriffe auf Christen verdreifacht, erklärte das Catholic Secular Forum nach einem Bericht der "Hindustan Times" am Dienstag.

Es seien acht Christen getötet, und mindestens 8.000 von Extremisten angegriffen oder schwer belästigt worden. Damit sei 2015 für die christliche Gemeinschaft das schlimmste Jahr seit der Unabhängigkeit Indiens gewesen. Verantwortlich für den Anstieg ist  der katholischen Organisation zufolge die hindunationalistische Regierung von Premier Narendra Modi.

"Die Angriffe haben sich im vergangenen Jahr mehr als verdreifacht", erklärte der Generalsekretär des Forums, Joseph Dias, der Zeitung. Danach habe es mindestens 365 schwere Attacken auf Christen und christliche Institutionen gegeben. Im Jahr 2014 seien es 120 gewesen. Das Forum registriert seit Jahrzehnten Fälle von Angriffen und Verfolgung von Christen. Die Mehrheit der Übergriffe auf Christen werde nicht angezeigt, weil die Opfer zu viel Angst hätten, dies bei der Polizei zu melden.

Modis Wahl war ein Einschnitt

Seit Antritt der Regierung von Premierminister Modi im Mai 2014 hätten die Angriffe auf religiöse Minderheiten deutlich zugenommen, hieß es in dem Bericht des Forums. Extremistische Hindu-Gruppen fühlen sich seitdem bestärkt, gegen religiöse Minderheiten im Land vorzugehen. Sie veranstalten Massenkonvertierungsfeiern, bei denen bereits Hunderte Christen und Muslime zum hinduistischen Glauben bekehrt wurden.

Zudem kommt es immer wieder zu Provokationen der christlichen Gemeinschaft: Im Bundesstaat Tamil Nadu, im Süden Indiens, warfen radikale Hindu-Aktivisten Bibeln auf die Straße, um Spannungen zwischen Christen und Hindus zu erzeugen. In der nordindischen Stadt Shimla wurde eine Kirche zu Staatseigentum deklariert, und in der Hauptstadt Neu-Delhi wurden 2015 eine ganze Reihe von Kirchen verwüstet.



Etwa 80 Prozent aller 1,2 Milliarden Inder sind Hindus, doch das Land hat auch eine beachtliche muslimische Minderheit mit rund 13 Prozent. Darüber hinaus gibt es Christen, Buddhisten, Jainisten und Sikhs. Indien ist die Heimat von vier Weltreligionen und stolz auf seine religiöse Toleranz. Doch seit der Wahl von Modi wächst die Furcht, dass er die hinduistische Mehrheit des Landes auf Kosten der religiösen Minderheiten fördern könnte. Modi, der seit Mitte 2014 Indien mit seiner hindunationalistischen Bharathiya Janata Party (BJP) regiert, gilt als streng gläubiger Hindu.