Zu den Forderungen gehörten die Einführung einer Herkunftskennzeichnung für Fleisch- und Milchprodukte und ein Verbot des Einsatzes von Gentechnik in der Landwirtschaft. Zudem richtete sich der Protest gegen die Agrarindustrie und die geplanten Freihandelsabkommen TTIP und CETA.
Auf Transparenten war etwa zu lesen "Die Zukunft steht auf Messers Schneide, lasst die Kühe auf der Weide", "Stoppt das weltweite Bauernsterben", "Gebt TTIP keine Chance", "Milchmenge reduzieren statt Bauern ruinieren" und "Schluss mit Gift und Gentechnik". Die traditionelle Großdemonstration während der weltgrößten Agrarmesse, der Grünen Woche in Berlin, stand unter dem Motto "Wir haben es satt!"
Niedrige Erlöse von Bauern ein "gesellschaftlicher Skandal"
Die Großdemonstration fand bereits zum sechsten Mal statt. Dazu aufgerufen hatten über 100 einzelne Umwelt- und Landwirtschaftsverbände. Darunter sind die Erzeugergemeinschaften Neuland und Demeter, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und das kirchliche Hilfswerk "Brot für die Welt" sowie Umwelt- und globalisierungskritische Organisationen. Unter den mehreren Zehntausend Demonstrationsteilnehmern waren traditionell viele Bauern, einige davon mit ihren Traktoren.
Neben Verbandsvertretern gehörten auch Teilnehmer aus Burkina Faso und Indien zu den Rednern auf der Abschlusskundgebung. Unter den Demonstranten waren auch die Grünen-Politiker Anton Hofreiter und Hans-Christian Ströbele. Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, nannte die teils niedrigen Erlöse von Bauern einen "gesellschaftlichen Skandal". Zudem forderte er eine Abkehr der Bundesregierung von den Plänen für die Freihandelsabkommen TTIP und CETA. Diese bedrohten die Landwirtschaft in ihrer Existenz, die Vertragswerke seien "das Gegenteil von fairem Handel".
Weitere, auch vom BUND-Vorsitzenden vorgetragene Forderungen lauteten, Deutschland zur gentechnikfreien Zone zu erklären und zur bäuerlichen Tierhaltung zurückzukehren. Die TV-Köchin Sarah Wiener warnte, ohne gesunde und natürliche Lebensmittel könne es keine gesunden Speisen geben. Ökologische Ernährung sei kein Thema einer Elite, sondern gehe alle an, sagte Wiener. Sie mahnte, kleinbäuerlichen Strukturen zu unterstützen und zu erhalten.
"Brot für die Welt" und Misereor mahnen faire Preise und gerechte Marktregeln an
Auch der Naturschutzbund (Nabu) forderte eine Agrarwende: "Wir müssen endlich weg von der Massentierhaltung, Monokulturen und massivem Pestizideinsatz. Stattdessen brauchen wir eine Stärkung des Ökolandbaus und Maßnahmen, die den Schutz von Wiesen und Weiden, Böden und Gewässern in der Landwirtschaft ausreichend fördern", sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke.
Die beiden christlichen Hilfswerke "Brot für die Welt" und Misereor mahnten faire Preise und gerechte Marktregeln im weltweiten Agrarhandel an. So stünden etwa durch den vermehrten Billig-Export von Milchpulver unter anderem aus der EU in Westafrika immer mehr Kleinbauern und Viehhirten vor dem Aus.