Rom (epd)In seinem am Dienstag erschienenen ersten Interview-Buch wirbt Franziskus für eine allen Menschen gegenüber offene Barmherzigkeit. Gläubige, die ihre Sünden als Flecken betrachteten, die mittels Reinigung oder in der Waschmaschine entfernt werden könnten, wirft er Heuchelei vor. Sünden seien vielmehr Wunden, die geheilt werden müssten. Die Kirche bezeichnet er daher als "Feldlazarett", das sich um Verletzungen der Menschen kümmere.
Zu allen barmherzig
Das Buch "Der Name Gottes ist Barmherzigkeit" erscheint gleichzeitig in 86 Ländern. Es basiert auf einem Gespräch, das der italiensche Vatikanexperte Andrea Tornielli von der Tageszeitung "La Stampa" mit dem Papst geführt hat. Die deutschsprachige Ausgabe des 128-Seiten-Buches, das Gläubigen ebenso wie Menschen ohne religiöse Bindung die Botschaft der Barmherzigkeit nahebringen soll, erscheint im Kösel-Verlag. Barmherzigkeit steht auch im Mittelpunkt des Heiligen Jahres, das der Papst am 8. Dezember eröffnet hatte.
Die Kirche sei aufgerufen, zu allen barmherzig zu sein, die sich zu ihrer Sünde bekennen und die "Verantwortung für das begangene Übel übernehmen", sagt Franziskus in dem Buch. Aufgabe der Kirche sei es nicht zu urteilen, sondern die Begegnung mit Gottes Liebe und Barmherzigkeit zu ermöglichen. Die erfordere eine tätige Kirche, bei der Priester und Mitarbeiter die Kirchen und Pfarrhäuserr verlassen und dorthin gehen, wo Menschen, leben, leiden und hoffen.
Zum Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen bekräftigt der Papst seine Auffassung, dass Schwule und Lesben, die guten Willens seien und Gott suchen würden, nicht zu verurteilen seien. Niemand dürfe Homosexuelle "an den Rand drängen". Alle Menschen seien "von Gott geliebte Geschöpfe, denen er seine unendliche Liebe zuteilwerden lässt".