Hamburg (epd)Mit Zuwanderern aus Westafrika und Lateinamerika ist nach Einschätzung der Hamburger Religionswissenschaftlerin Gabriele Lademann-Priemer auch der Voodoo-Kult nach Deutschland gekommen. Es gebe sicherlich in vielen Haushalten versteckte Altäre, um die Geister gnädig zu stimmen, sagte die Lademann-Priemer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es rede nur niemand öffentlich darüber.
Traditionelle Religion
Voodoo-Glaube sei auch für Christen nicht ungewöhnlich. "Für Afrikaner ist vieles vorstellbar - außer Atheismus", sagte Lademann-Priemer. Die 70 Jahre alte evangelische Pastorin war Sektenexpertin der Nordelbischen Kirche und ist jetzt am Hamburger Völkerkundemuseum tätig. Für den Herbst plant das Museum eine größere Santería-Ausstellung, ein dem Voodoo ähnlicher Kult.
Mit 60 Millionen Anhängern gehört Voodoo zu den Weltreligionen. Als Ursprungsland gilt das westafrikanische Benin, in dem 60 Prozent der Bevölkerung Voodoo-Anhänger sind. Lademann-Priemer wirbt für mehr Respekt. Voodoo sei eine traditionelle afrikanische Religion, die zu Unrecht mit Nadelpüppchen und Zombie-Filmen als lächerlich abgewertet werde.
Kennzeichen der Voodoo-Kultur ist ein Glaube an Geister, die das Leben unmittelbar beeinflussen und daher günstig gestimmt werden müssen. Anders als Christentum oder Islam ist Voodoo nur mündlich überliefert. Gleichwohl gibt es nach den Worten Lademann-Priemers auch im Voodoo eine Ethik. Das Wohl aller stehe dabei im Mittelpunkt, Konkurrenz sei eher verpönt. Ein reicher afrikanischer Politiker etwa stehe leicht im Verdacht, mit bösen Geistern gemeinsame Sache zu machen. "Dass es bei solchem Reichtum oft nicht mit rechten Dingen zugeht, stimmt ja auch", sagte die Theologin.
Wandel der spirituellen Praxis
Gefährlich ist der Voodoo-Kult nach Einschätzung von Lademann-Priemer, wenn Menschen damit abhängig gehalten werden. So würden Prostituierte aus Nigeria auch dadurch eingeschüchtert, dass sie in einer spirituellen Sitzung in ihrer Heimat Schamhaare und Menstruationsblut opfern müssen, damit die Geister die Verbundenheit mit ihrem Zuhälter bezeugen. Ähnliches könne sie sich auch im Drogenmilieu vorstellen.
Spirituelle Sitzungen mit Tieropfern hält Lademann-Priemer zumindest in Hamburg aktuell für unwahrscheinlich. 2006 sei von der Polizei ein geopfertes Huhn gefunden worden. Seitdem seien keinerlei Vorkommen mehr gemeldet worden. Mit dem Leben in Deutschland würde sich bei vielen Voodoo-Anhängern auch die spirituelle Praxis wandeln. Statt für den Segen der Geister ein Huhn zu opfern, werde dann Geld für Menschen in Not gespendet. "Da gibt es durchaus Berührungspunkte zum Christentum", sagte Lademann-Priemer.