"Ich wünsche mir, dass Menschen konkret sagen, was ihnen Sorge macht", sagte Käßmann laut Vorabmeldung dem Berliner "Tagesspiegel" (Sonntagsausgabe). "Die diffuse Angst etwa vor der Islamisierung ist Unsinn." Zwei Drittel der Deutschen seien Mitglied einer Kirche, im Land lebten vier Millionen Muslime, von denen viele säkularisiert seien. Dabei gebe es auch auf allen Seiten Extremisten: "Die einen werfen Brandsätze auf Flüchtlingswohnheime, andere lassen sich von Salafisten anwerben", sagte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende.
Die frühere Bischöfin machte sich für eine Willkommenskultur in Deutschland stark. "Die Kraft ist sicher endlich, aber das Engagement muss es nicht sein", sagte Käßmann weiter. "Ich will die Belastung nicht klein reden. Aber ich habe auch den Eindruck, dass teilweise Befürchtungen geschürt werden, die sich nicht mit der Erfahrung decken." Die Deutschen lebten auf einer Insel der Seligen, sagte Käßmann weiter: "Auf keinem deutschen Tisch wird es Weihnachten an Essen fehlen, weil Flüchtlinge hier Zuflucht finden."