Der Gemeindesaal der Lutherischen Gemeinde in Rom sieht dieser Tage anders aus als gewöhnlich. Alles ist auf das Festmahl für Obadachlose, Einsame, Arme, Rentner und Einwanderer vorbereitet. "Bedient werden sie von der Gemeinde: dem Direktor, der Rechtsanwältin, dem Zahnarzt", schreibt heute Pfarrer Jens-Martin Kruse in der Zeit. "Die Hungrigen speisen" sei das erste von sieben leiblichen Werken der Barmherzigkeit. Dass alle an dieser Festtafel sitzen können, ist Papst Franziskus zu verdanken. Diese Gemeinschaft mit den Armen sei ein Geschenk an ihn, berichtet der Pfarrer.
Papst Franziskus hatte bei seinem Besuch der Lutherischen Gemeinde in Rom am 15. November 2015 als Gastgeschenk einen Kelch überreicht. "Das war eine Überraschung. Denn die Überreichung eines Kelchs war bisher nur bei Besuchen in katholischen Gemeinden als Zeichen der Kommunion-Gemeinschaft üblich", schreibt heute Kardinal Walter Kasper in der Zeit. Auch bei Begegnugnen mit Patriarchen der Ostkirchen sei es ein guter Brauch geworden, einen Kelch zu überreichen als Zeichen dafür, dass trotz des bestehenden Schismas beide Kirchen in der einen Eucharistie verbunden seien. Das Gastgeschenk sei als Zeichen der Wertschätzung des lutherischen Abendmahls zu werten, schreibt Kardinal Walter Kasper und fährt fort: "Vor allem zeigt es, dass das Ziel der Ökumene kein anderes ist als die eucharistische Mahlgemeinschaft, die eben für die Kirchengemeinschaft steht." Zudem habe der Papst zur Beschreibung dieses Ziels in seiner Predigt in der Christuskirche den Begriff der "versöhnten Verschiedenheit" benutzt; einen ökumenischen Leitbegriff des Lutherischen Weltbundes.
Für die Protestanten der Lutherischen Gemeinde steht schon heute fest: Auch im kommenden Jahr soll es wieder ein Weihnachtsmahl für alle geben.