Solingen (epd)Die Einrichtung erinnert als deutschland- und europaweit einmaliger Ort an Künstler, die in der NS-Zeit und in der DDR schikaniert, verfolgt, geächtet oder vertrieben wurden. Viele von ihnen sind heute vergessen. Das Zentrum soll ihre Geschichten und Werke erforschen, dokumentieren und öffentlich machen. Die Idee zu der Einrichtung entstand bereits vor über zwei Jahrzehnten, der Eröffnung gingen jedoch jahrelange Verhandlungen voraus.
Auch heute noch Zensur
Die Eröffnung des Zentrums sei eine "Stellungnahme von nationaler Bedeutung", erklärte Lammert. Die neue Einrichtung bringe einen "vernachlässigten Teil" der deutschen Kunstgeschichte in die Öffentlichkeit und lenke deren Aufmerksamkeit auf einen "schwierigen Teil der deutschen Geschichte". Eine Zensur künstlerischer Arbeit sei jedoch ein Thema, dass "wir nicht hinter uns haben". Auch heute gebe es in vielen Ländern Welt, "gnadenlose Zensur und Verfolgung" von Künstlern, wenn ihre Arbeit nicht in die politische Linie passe. Dies geschehe "auch in Europa, sogar in Mitgliedstaaten der EU", sagte Lammert, ohne einzelne Länder zu nennen.
Nordrhein-Westfalens stellvertretende Ministerpräsidentin, Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne), betonte, das Zentrum leiste einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur, weil es die Werke mutiger und verfolgter Künstler und ihre Biografien präsentiere. Jede Generation habe den Auftrag, diese Erinnerungskultur immer wieder neu zu gründen. Zugleich sei das Zentrum ein "Signal für unsere heutige Zeit, indem es die Ursachen für Flucht und Vertreibung offenlegt", sagte Löhrmann weiter.
Zusammenarbeit mit Yad Vashem
Grundlage des Zentrums sind zwei Sammlungen von Werken verfolgter Maler und Schriftsteller aus einer Abteilung des Solinger Kunstmuseums: die Sammlung Gerhard Schneider mit Gemälden und Grafiken aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 und die von der Else-Lasker-Schüler-Stiftung in Wuppertal zur Verfügung gestellte Literatursammlung Serke "Die verbrannten Dichter" mit Erstausgaben, Handschriften, Fotos und Originalmanuskripten verfemter Schriftsteller. Der Bund steuerte zudem eine Million Euro bei, um den Bestand der "entarteten" Kunst um wichtige Werke zu ergänzen.
Getragen und finanziert wird das Zentrum für verfolgte Künste vom Landschaftsverband Rheinland und von der Stadt Solingen. Das neue Zentrum arbeitet auch eng mit der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel und mit polnischen Einrichtungen zusammen, aus beiden Ländern kamen Vertreter zur Eröffnung. Zum Start zeigt das Zentrum neben den ständigen Sammlungen auch drei Sonderausstellungen.