Durch die Auswirkungen des Klimawandels seien Frieden und Stabilität gefährdet, "neue Fluchtursachen entstehen!", erklärten am Mittwoch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, mit Blick auf die UN-Klimakonferenz in Paris vom 30. November bis 11. Dezember.
Nach mehr als 20 Jahren Verhandlungen auf der Ebene der Vereinten Nationen werde die Zeit knapp, um effektive Maßnahmen und Regelungen gegen die Erderwärmung zu treffen, heißt es in der gemeinsamen Erklärung weiter: "Schon jetzt bedroht der globale Klimawandel das Leben und die Lebensgrundlagen der schwächsten Teile der Weltbevölkerung." Von Paris erwarte man nun ein erfolgversprechendes Klimaschutzabkommen und internationale Handlungsfähigkeit in Fragen der Umweltpolitik.
In ihrer Erklärung fordern die Kirchen die verantwortlichen Politiker auf, eine völkerrechtlich bindende Begrenzung der Erderwärmung zu verankern und den Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energien voranzutreiben. Dabei betonen sie die Notwendigkeit von Regeln, um die nationalen Klimaschutzzusagen überprüfen und nachbessern zu können.
Zugleich heben Kardinal Marx und der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm nicht nur die Bedeutung der Politik, sondern auch die Verantwortung der Christen sowie aller Mitbürger hervor, sich für einen wirksamen Klimaschutz einzusetzen. Letzten Endes geht es darum "unserer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung im gesellschaftlichen Handeln und im persönlichen Lebensstil gerecht zu werden."
Gottesdienste und Andachten rund um Paris
Verschiedene Kirchen wollen die Verhandlungen beim Weltklimagipfel in Paris mit Andachten begleiten. Bereits drei Tage vor dem Start der UN-Konferenz ist am Freitag ein ökumenischer Gottesdienst der Konferenz Europäischer Kirchen geplant. Die Predigt in der lutherischen Les-Billettes-Kirche wird die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die westfälische Präses Annette Kurschus, halten.
Am Samstag findet ein interreligiöses Gebet zum Abschluss des ökumenischen Klima-Pilgerweges in der Basilika des Vorortes Saint Denis statt. Dabei wird unter anderem der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm eine Ansprache halten. Anschließend wollen Kirchenvertreter der französischen Umweltministerin Ségolène Royal und dem Stabschef des UN-Weltklimasekretariats, Danielle Violetti, Petitionen zum verstärkten Kampf gegen die Erderwärmung übergeben.
Für Donnerstag (3. Dezember) laden die Kirchen zu einem ökumenischen Gottesdienst in die Kathedrale Notre Dame ein. Für die EKD nimmt daran der Schleswiger Bischof Gothart Magaard teil. Auf dem Konferenzgelände im Vorort Le Bourget sollen täglich Andachten stattfinden.
Klimapilger lassen sich nicht von ihrem Ziel abbringen
Die Pilger, die zum Klimagipfel nach Paris unterwegs sind, werden die französische Hauptstadt an diesem Wochenende erreichen. Unter dem Motto "Geht doch! Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit" waren sie am 13. September in Flensburg gestartet und über Hamburg, Bremen, Münster, Osnabrück, Dortmund, Wuppertal, Köln, Trier, Metz, Châlons-en-Champagne und Montmirail Richtung Paris gelaufen. Insgesamt waren knapp 5000 Menschen mit auf dem Weg unterwegs – entweder für einen Tag, mehrere Tage oder Wochen bis hin zur ganzen Strecke über drei Monate.
Die Anschläge vom 13. November haben die Pläne der Pilgergruppe leicht beinträchtigt. Einige Mitlaufende hätten den Weg abgebrochen, heißt es in einer Mitteilung der Organisatoren. "Selbst wenn wir nur mit einer kleineren Gruppe als geplant am kommenden Wochenende nach Paris einlaufen, setzen wir damit auch unter dem dunklen Schatten der Attentate ein Zeichen für ein gerechtes Abkommen bei der Klimakonferenz." Die letzte Etappe durch die französische Hauptstadt musste allerdings abgesagt werden. Alle Versammlungen und Demonstrationen im Freien sind verboten worden. Auch der für Sonntag geplante große Klimamarsch der Umweltbewegungen, an dem auch Kirchenvertreter teilnehmen wollten, wurde daher gestrichen.
Am Klimagipfel vom 30. November bis 11. Dezember nehmen rund 20.000 Vertreter aus 195 Ländern teil. Ziel ist die Vereinbarung eines Klimaabkommens, das alle Staaten zum Kampf gegen die Erderwärmung verpflichten soll.