Berlin (epd)Seit der deutschen Wiedervereinigung seien 178 Menschen durch rechte Gewalt gestorben, teilte die Stiftung am Montag mit. Bis heute seien davon jedoch nur 75 Fälle offiziell so eingestuft. "Damit entpolitisieren staatliche Stellen über 100 Tötungsdelikte, die auf das Konto von Rassisten und Neonazis gehen", sagte die Vorsitzende der Stiftung, Anetta Kahane.
Auf offener Straße brutal verprügelt
Die Stiftung entwirft und finanziert seit 1998 Projekte gegen Rechts. Ihr Name erinnert an einen Angriff auf den Angolaner Amadeu Antonio Kiowa im brandenburgischen Eberswalde (Kreis Barnim), der sich am Dienstag zum 25. Mal jährt. Ein rechter Mob hatte Kiowa am Abend des 24. November 1990 auf offener Straße brutal verprügelt. Der damals 28-Jährige fiel ins Koma und starb rund zwei Wochen später im Krankenhaus.
Kahane sagte, gerade nach dem Bekanntwerden der Mordserie des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) sei das Vertrauen in die Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden nachhaltig beschädigt. Es sei deshalb besonders wichtig, auch die Zivilgesellschaft bei der Überprüfung von Altfällen einzubeziehen.
In der Mark sei das durch das Forschungsprojekt "Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt in Brandenburg (1990-2008)" gelungen, sagte Kahane. Die bis dahin vom LKA für den Zeitraum genannte Zahl von neun Opfern habe sich dadurch auf 18 verdoppelt. "Die anderen Bundesländer müssen diesem Beispiel folgen, damit endlich das vollständige Ausmaß rechter Gewalt sichtbar wird", forderte Kahane.
Würdiges Gedenken
Die Stadt Eberswalde ist nach Ansicht der Stiftung indes vorbildlich mit den Vorfällen vor 25 Jahren umgegangen. Sie habe ein Erinnerungskonzept entwickelt und 2014 das "Bürgerbildungszentrum Amadeu Antonio" eröffnet. "Wir brauchen ein würdiges Gedenken an Todesopfer rechter Gewalt", betonte Kahane. Eberswalde habe es geschafft, sich dieser Aufgabe zu stellen "und den Rechtsextremismus nicht unter den Teppich zu kehren".
Eine zentrale Forderung sei jedoch noch nicht erfüllt worden, fügte sie hinzu. So verlangten ehemalige angolanische Kollegen Kiowas seit Jahren vergeblich, den Teil der Straße, auf dem der Angriff stattfand, nach Amadeu Antonio zu benennen.