"Die Nachricht über diesen Missbrauch bestürzt mich", erklärte Trelle darin. Das Bistum wolle seinen Kurs, solche Vorwürfe aufzuklären, aber weiterhin fortsetzen. "Vor fünf Jahren haben wir uns entschieden, bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch mit Transparenz und Klarheit vorzugehen", schreibt der Bischof. Diesem Grundsatz fühle er sich auch in diesem Fall verpflichtet, in dem sein Vorvorgänger im Amt beschuldigt wird. "Ich halte diesen Weg für den einzig richtigen und verantwortbaren." Zum Bistum Hildesheim in der östlichen Hälfte Niedersachsens gehören rund 615.000 katholische Christen.
Das Bistum hatte den Verdacht gegen Janssen am Freitag offengelegt. Der ehemalige Bischof soll sich von 1958 bis 1963 an einem Messdiener vergangen haben, der zu Beginn der Übergriffe zehn Jahre alt war. Das Opfer, heute um die 70 Jahre alt, hatte sich nach Jahrzehnten des Schweigens im April an das Bistum gewandt.
Der Beraterstab von Bischof Trelle zu Fragen des sexuellen Missbrauchs hält die Schilderungen des Mannes für glaubwürdig. "Das Leid, das dem Mann nach dessen Aussage zugefügt worden ist, erfüllt mich mit tiefer Trauer", erklärte Trelle. Das Bistum zahlte daher auf Empfehlung der Zentralen Koordinierungsstelle der Deutschen Bischofskonferenz Ende Juli 10.000 Euro an das Opfer. Das ist laut Bistum doppelt so viel, wie sonst in der Regel bei Missbrauchsfällen gezahlt wird. Weitere Zahlungen, wie sie der Mann gefordert habe, lehnte das Bistum nach eigenen Angaben ab.
Der populäre Bischof Janssen leitete das Bistum von 1957 bis 1982. Die mutmaßlichen Fälle von Missbrauch ereigneten sich demnach kurz nach Beginn seiner Amtszeit. "Viele von Ihnen werden erschüttert sein, diese Nachricht zu hören", schreibt Trelle an die Gemeinden. Vor allem diejenigen, die dem Bischof noch persönlich begegnet seien, "werden Verstörung und Trauer empfinden".
Wie das Bistum künftig mit den Vorwürfen gegen Janssen umgehen will, ließ das Bistum zunächst offen. Der Betroffene verlangt, dass die Überreste Janssens aus der Bischofsgruft im Dom entfernt werden.
Nach Angaben des Bistums wurden seit 2011 insgesamt 38 Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen 23 Priester gemeldet. Die Fälle reichen bis in die 1940er Jahre zurück.